Donnerstag, 26. März 2009

Goodbye Ghana, Hello Ethiopia

Nun ist es also soweit...mein Abschied. Heute hat mich Mr. H. wieder um halb fünf geweckt - in vertrauter Gewohnheit. Ich werde ihn wohl etwas vermissen, meinen guten alten Freund den Hahn.
Resüme: Ich habe das Paradies gefunden und werde es vermissen. Um ehrlich zu sein, hätte ich auf das ein oder andere nicht so paradiesische auch verzichten können, aber gut: Wo ist es schon perfekt ;). Sonst ist eigentlich alles gelaufen, wie geplant. Hier und da etwas chaotisch aber Internet Cafe und Computer Lab stehen jetzt.

Ist es ein Vogel, ist es ein Flugzeug....nein es ist...es ist...SUPER-Genni! Nach ihrem erfolgrichen Kampf gegen Isolation und gesellschaftliche Verdummung macht sich SUPER-Genni auf zu neuen Abenteuern
So, Schluß jetzt mit dem Größenwahn. Ich wünsche euch erstmal eine riesen Portion Vanilleeis mit einer Hand voll Schokostreusel!

Erstmal bis dann,
Die Genni

Sonntag, 22. März 2009

In den letzten Zügen

Heute bricht meine letzte Woche hier in Ghana, bzw. meine letzten drei Tage in Bamboi an. Die letzte Woche war arbeitsreich und hier und da etwas anstrengen. Ich wundere mich immer wieder darüber, wieso die Schule die letzten paar Jahre so vor sich hingedümpelt ist, und jetzt plötzlich alles funktioniert. Gut, es ist teilweise etwas umständlich und man braucht Fantasie und Kontakte um Dinge zum laufen zu bringen, vor allem, wenn es pronto gehen soll. Aber ich hab es trotzdem geschafft, innerhalb von wenigen Wochen die seit Jahren in der Schule unbenutzt umherstehenden Computer zu einem Computer Lab zusammen zu stellen, vernünftige Fenster in allen Klassenräumen einbauen zu lassen (na ja, alle sind noch net fertig..., aber das Equipment gibt’s schon mal), damit die Schüler in der Regenzeit net nass werden und die scheiß Termiten zu vernichten. Nebenbei hab ich noch der Gemeinde eine zusätzliche Einnahmequelle in Form eines Internet Cafés beschert.


Und woran liegt das? Wenn ich das wüsste. Vielleicht brauchen die hier in Ghana einfach nur jemanden, der ihnen Beine macht, sagt, was wie gemacht werden soll und die Planung in die Hand nimmt. Nur am Geld kanns net liegen. Was ich bemerkt habe ist, dass es hier an Eigeninitiative fehlt. Die kriegen das hier aber auch einfach net beigebracht...wenn ich mir hier so den Unterricht in der Schule angucke...manman, Frontalunterricht erster Klasse, gepaart mit vollkommenem Desinteresse der Lehrer. Das fängt hier ja schon im Kindergarten an. Interaktion gleich Null.
Was hab ich sonst noch die letzte Woche so getrieben? Nachdem ich ja in der Woche davor die ganzen Utensilien besorgt habe, war ich Montag und Dienstag mit der Organisation und der Beaufsichtigung der Arbeiten beschäftigt. Also Pendellei mit Fahrrad zwischen Internet Café im Dorf und der Schule etwas außerhalb. Am Dienstag kam der Pagaa im Laufe des Nachmittags irgendwann an und meinte, dass es Probleme gäbe wegen der Steckdosen...wir hätten zwar die Boxen dafür, aber die eigentlichen Steckdinger würden fehlen. Also müssten wir am Mittwoch wieder nach Techiman und reklamieren. Das hat mir gar net gefallen, weil ich eigentlich am Mittwoch in Girma eingeladen war, da David seinen 20. Geburtstag feiern wollte. Aber Gott sei Dank fand der erst abends statt – so gegen fünf. Und die Vorstellung, mit Pagaa wieder nen Tag zu verbringen, fand ich net sonderlich erquickend. Der ist nämlich ein Planungsgenie – das letzte Mal hatta z.B. seine Estimates bzw. die Einkaufsliste vergessen. Und wer hat NATÜRLICH daran gedacht, ihre Kopie der Estimates einzustecken...??? Die Genni. Genni kennt doch ihre Pappenheimer. Ohne das Ding wären wir damals ziemlich aufgeschmissen gewesen und der ganze Weg wäre dann umsonst gewesen. Ich habe mich mit ihm um halb acht für den nächsten Morgen verabredet – er kam um kurz vor neun. Ich habe in weiser Voraussicht etwas länger geschlafen und mit Zeit beim Frühstück gelassen. Sauer war ich trotzdem – vor allem, weil er NATÜRLICH nicht daran Schuld hatte, das er zu spät war, sondern irgendjemand anderes, auf den er warten musst. Hätte er net anrufen könne? Ne...sein Handy hatte kein Units mehr gehabt. Er hat doch ein zweites?! Ja, aber da ist der Bildschirm kaputt und er kann so NATÜRLICH nicht die Nummer suchen. Hätte er da nicht die Nummer aus dem anderen Handy ohne Units in das Handy mit Units eintippen können? Stille...Genni hat gewonnen! Er war aber wenig einsichtig.
Also, wir wieder stundenlang in Techiman rumgeirrt, weil Pagaa halt vorher net den Weg plant und sich danach darüber beschwert, dass wir durch das Rumgeirre Benzin verschwenden...Oh man.
Barclays Cash-Mashine war 'kurzzeitig' kaputt, was unseren Aufenthalt 'etwas' verlängert hat. Fenster gekauft, Rabatt ausgehandelt (Genni ist stolz auf sich!). Drucker von der Reparatur geholt. Passfotos für äthiopisches Visum gemacht – voll krass mit rotem Hintergrund. Lebensmittel eingekauft. Sperrholz gekauft. Pagaa war bei der Post und beim Printing. Um vier haben wir dann endlich Techiman verlassen können. Auf dem Weg von Techiman nach Girma – ich habe darauf bestanden, dass die mich nach Girma bringen - mussten wir dann den gesamten Kram auf der Ladefläche des Pickups umschichten, weil wir ans Wasser mussten, um den Kühler nachzufüllen. Irgendwann gegen halb sechs war ich dann in Girma. Total erschlagen. Aber das von Mario zubereitete Essen (er ist Koch) hat mich für alles entschädigt. Und dieser super Kuchen von Bridget...hach, ich werde Girma vermissen. Da fühlt man sich immer willkommen und wirklich zu Hause. Father Francis ist toll, und David auch. Bridget hat übrigens an unserer Vocational School gelernt :). Wir hatten noch einen Gast. Lowell, ein Amerikaner der Bäume pflanzt. Also, der macht auch in Entwicklungszusammenarbeit. War ein sehr netter Abend, nicht nur wegen des Essens. Francis hat mir nochn paar Gruselgeschichten mit Schlangen und Skorpionen in der Hauptrolle aus Bamboi erzählt. Das hat dazu geführt, dass ich jetzt jeden Abend vorm zu Bett gehen mein selbiges nach unerwünschten Gästen durchsuche. Man kann mir doch so etwas nicht erzählen, mir, der alten Paranoia-Tante. Lowell hat seinen Senf dazu gegeben und gemeint, wenn man um eine Skorpion einen Feuerring legt, dann bringt er sich selbst mit seinem Stachel um. Und just an diesem Abend hat Tiger – die Hauskatze – einen Skorpion entdeckt. Leider haben die Jungs aus dem Skorpion Marmelade gemacht, bevor ich einen Feuerring legen konnte. Schade, ich hätte gerne Suicide-Scorpion gesehen.
Ja, etwas wehmütig hab ich mich am Donnerstag von Grima verabschieden müssen. Aber irgendwann komme ich wieder. Bestimmt!
Weil St. Joseph (der Joseph von Maria) war hat mich New Longoro zum Abend-chop eingeladen. Ich habe gern angenommen und hab mich mit dem Fahrrad auf den Weg gemacht und wurde voll von einem Unwetter erwischt, das die Welt noch net gesehen hat. Ich habs bis zur Kirche in New Longoro geschafft, für die 30 Meter bis zum Haus wars schon zu sintflutartig. Ich saß also nass und vor Kälte! Zitternd mit einem ständig durch Blitze erhellten Jesus am Kreuz in der Kirche und fand diese Situation echt gruselig, zumal es kein Licht gab und es anfing, zu dämmern. Irgendwann kamen dann Apollo, Martin und Mario mit ihrem 4-Wheeler aus dem Point 7 um mich abzuholen. Die blieben natürlich prompt vor der Kirche im Schlamm stecken. Super. Na ja, das Essen danach war gut, es gab Klöße und Schwein. Tags darauf war ich wieder in New Longoro, weil Mario mich gefragt hat, ob ich Lust hätte, Ashley - eine US-Peace-Corp Volontär- und ihm beim Bemalen der Schule mit einer Weltkarte zu helfen. Aber klar. Greg aus Techiman war auch dabei, kurz bevor ich gegangen bin kamen noch zwei Mädels – eine hieß Terry – alles Amis. War ein netter Tag, war aber auch froh, als es wieder nach Hause ging. Samstag haben wir die Computer ins Café gebracht und angeschlossen. Es laufen alle, 4 haben Internet, der Rest ist zum schreiben und für Kurse gedacht. Genni hat Bamboi erfolgreich vor der Isolation bewahrt ;).
Sonntag war eher ruhig – zumindest ab nach dem Mittag. In der Kirche wars ganz lustig -also, weniger für die anderen als mehr für mich. Ich hatte wieder Kopfkino, was daran lag, dass ich einfach mal ¾ des Gottesdienstes nicht verstehe auf Grund der Sprache und ich deswegen nach Beschäftigung suche. Erst musste ich an einen Klein-Fritzchen-Witz denken, als Aurelio mit dem Weihrauch an mir vorbei ist:
Klein-Fritzchen ist zum ersten Mal im katholischen Gottesdienst. Als der Pater weihrauchschwenkenderweise an ihm vorbei geht, springt Klein-Fritzchen auf, läuft hinter dem Pater her und zupft ihn am priesterlichen Gewand und sagt aufgeregt: „Tante, dein Täschchen brennt!“ Konnte mir ein Grinsen net verkneifen.
Dann bei der Übergabe der Kollekte. Hier geht die Kollekte so ab, dass erst die Männer von den hinteren Reihen nach und nach bis zu den vorderen nach vorne zum Altar gehen, um Geld in eine Holzkiste zu werfen. Dann dasselbe mit den Frauen. Ich mache das net mit und werfe meine Kollekte erst nach dem Gottesdienst in die Kiste. Danach geht dann eine Delegation, zum größten Teil aus jungen Mädels bestehend, mit Kiste in den hinteren Teil der Kirche und danced dann hüftschwingend unter wildem Getrommel nach vorn zum Altar. Da ich immer hinten in der letzten Reihe rechts sitze – nah an den Fenstern – sehe ich irgendwann nur noch die Köpfe mit den kurz geschnittenen Haaren, die im Takt hin und her schunkeln. Heute musste ich dabei an die Mitglieder des Ghana-Arbeitskreises der Gemeinde in MD denken -also, an die Mitglieder, die ich kenne. Und da begann mein Kopfkino. AJ und PvP nebst Frauen wild hüftschwingend auf Pater Clemens, auch nicht gerade unbewegt, zu. Die Damen Bastkörbe mit Yam in den Armen. Ich hätt mich kringeln könne – habs aber gelassen aus Demut vor dem Herrn :) und der nach Ernsthaftigkeit verlangenden Prozedur... ;)
Am Ende des Gottesdienstes hat sich Aurelio brav von mir verabschiedet – dieses Mal vorher mit mir abgesprochen und deswegen ohne Präsentation meinerseits vor der Gemeinde – und den Leuten erklärt, das es jetzt ein Internet Café gibt und das alles mir und der Gemeinde in MD zu verdanken sei – die Dankesrede war net abgesprochen und deswegen bin ich etwas auf meinem Platz zusammengesunken. Ich dachte ja, mit dem nachfolgenden Applaus wäre es das gewesen. War für mich vollkommen ausreichender Dank, schließlich war das, was ich hier bekommen habe unbezahlbar und demnach wär' ich eigentlich diejenige gewesen, die sich hätte bedanken müssen.
So, ich zurück in mein Zimmer, klopfts, steht einer der Kirchenältesten vor der Tür. Ich soll mich auf einen Stuhl vor die Tür setzen, die Gemeinde wolle sich bedanken. Ähh...ist net nötig. Echt nich...haben die doch schon in der Kirche...alles gut! Nein...ich soll mich jetzt auf meinen Hosenboden auf einen Stuhl vor meine Zimmertür setzen. Jut...ich warte also vor meiner Zimmertür. Kommt ne Prozession von Frauen und Männern unter Trommeln und Singen den Weg von der Kirche zum Haus runtergetanzt. Stellen sich vor mir auf und singen was, wo immer mal wieder Sister Gennet (also, die nennen mich hier immer Sister) drin vorkommt. Ich hab mich natürlich gefreut über den Dank aber die viele Aufmerksamkeit und die Mühen war mir doch etwas unangenehm. Aber das ist hier nun mal die Art, Danke zu sagen und dementsprechend hab ich das auch angenommen, aber zum Tanzen haben die mich net gebracht...Äthiopischer Rundtanz zu Ghanaischem Singsanggetrommel – das geht net gut ;).
So, die nächsten Tage nochn bisschen Organisationszeug. Am Dienstag eröffnen wir das Café, mal sehen, wie das abgeht. Werbund ist hier net nötig - alles verbreitet sich hier wie ein Buschfeuer...auch Gerüchte. Ich hab zumindest noch nix dafür vorbereitet. Mittwoch packen. Donnerstag ganz früh los. Freitag shoppen in Accra und mal sehen, was eventuell noch gebracht wird für Bamboi. Vorher hört ihr aber noch mal von mir.

Sonntag, 15. März 2009

„Dig, dig, digdigdig“, doppeltes Techiman und Klosterbesuch

Damit es euch ja nich langweilig wird: hier wieder mal was vom Schwarzen Kontinent. Genni hat abwechslungsreiche 10 Tag hinter sich, die Zeit ist vergangen wie im Flug. Apropos Flug: in ziemlich genau 10 Tagen werde ich dabei sein, meinen Rucksack zu packen, weil es am 26. ganz früh morgens nach Accra geht, um dort meine letzten zwei Tage in Ghana zu verbringen. Ich muss gestehen, ich werde wohl mit einem lachenden – endlich wieder richtiges Essen...ich hab letztens erst wieder vom Zander in Kartoffel-Kruste im „Gut und Gern“ geträumt...mit nem schönen Riesling, hach, na, erst nach Äthiopien – und einem weinenden Auge gehen. Ich befürchte, ich werde das hier schon ganz schön vermissen. Mehr davon später im Resümee.
Am 06.03.1957 ist Ghana in die Unabhängigkeit von den Briten entlassen worden, was hier jedes Jahr mit rummarschieren, trommeln und salutieren gefeiert wird. Genni war mittendrin statt nur dabei: ich hab auch mal kurz mit den Armen rungeschwungen - sah aber reichlich albern aus.
Die Schulen (die katholische ist die in der grünen Uniform) marschieren dann im „Park“ vor einem relativ interessierten Publikum und salutieren dann vor der Polizei. Die Art und Weise wie sie marschieren, ist zum schießen und wird die ganze Zeit von „Dig, dig, dig“- und „march, march, march“-Rufen aus dem Publikum begleitet. Es ist wohl gleichzeitig sone Art Wettbewerb in dem die einzelnen Gruppen im Salutieren und Marschieren gegeneinander antreten – die Kindergärten sind dabei außer Konkurrenz, die sind nämlich am niedlichsten und absolute Sympathieträger.

Cashewfrucht essender Zuschauer
Abends war ich dann noch kurz zum Abend-chop in New Longoro, vorm Essen hat mich Otmar noch durch die Gemeinde geführt und ein bisschen mit mir erzählt. Er ist zwar, wie schon bemerkt, etwas eigen, aber dafür bewegt er auch wirklich was. Unglaublich, wie er sich einsetzt und was er alles für Projekte am laufen hält und wie viel Geld er immer aus Österreich rankriegt um noch mehr Projekte zu realisieren. Aber um ehrlich zu sein, sind hier alle ausländischen Priester etwas eigen- oder, etwas netter ausgedrückt, besonders...sonst hält man das hier wohl auch auf Dauer nicht aus, mit dem, was man jeden Tag zu Gesicht und zu Ohren bekommt. Vielleicht liegts auch am Orden...
Das We war dann allerdings relativ ruhig – weiß gar net mehr genau, was ich gemacht habe...war auf dem Markt am Samstag Nachmittag, wie halt jeden Samstag und Sonntag hab ich wohl nix gemacht, oder so.
Auf dem Markt in Bamboi
Am Montag bin ich dann das erste nach Techiman. Bin mit Mario und den „Boys“ gefahren. Die „Boys“ sind Waisen oder Halb-Waisen, die der Otmar bei sich aufgenommen hat. Ich finde, dass diese Sammelbezeichnung "Boys" einen etwas komischen Nachgeschmack hat, wenn man bedenkt, dass es wirklich alles NUR Jungs sind... Es sind allesamt echt liebe Kerle und wir hatten nen netten Tag zusammen in Techiman. Mein Hauptgrund war Geld holen für die anstehenden Einkäufe für die Schule und Lebensmittel einkaufen – u.a. Milchpulver und Ketchup um mal etwas Abwechslung in meinen Speiseplan zu bekommen, der momentan nur aus Nudeln, Reis und ab und zu mal Fufu besteht. Am Donnerstag bin ich dann das zweite mal nach Techiman, um mit Pagaa die Einkäufe zu erledigen. DAS WAR ECHT ANSTRENGEND! Erstmal hatta mich ne Stunde warten lassen, dann hatta sich ab Wenchi die ganze Zeit darüber aufgeregt, dass wir auf die Schülerinnen warten mussten, die sich was zum essen geholt haben, während er ne dreiviertel Stunde in der klimatisierten (!) Bank Geschäfte erledigt hat. Wie kann das denn auch angehen, dass, wenn er schon mit seinem dicken H... im Auto sitzt, er dann noch auf jemanden warten muss....das nächste mal fahren wir dann einfach ohne sie ab...lassen sie in Wenchi...wie können diese Gören es bloß wagen-- Ich hab mal darauf verzichtet zu erwähnen, dass ich ne Stunde auf ihn warten musste.
In Techiman führte uns einer der ersten Wege ins Elektro-Geschäft. Leute, ich verstehe nicht, wie die hier Geld machen können...wir haben um 10 Items zu kaufen 2,5 Stunden gebraucht. Zum Schluss wäre ich beinah wie ein Derwish durchs Geschäft gefegt, als er sich dann ständig beim zählen der 44 Zehn-Ghana-Cedi Noten verzählt hat. Ich hab dann für ihn gezählt. Vorher haben wir 30 Minuten damit verbracht, ihm zu erklären, dass wir zwei verschiedene Rechnungen brauchen – eine für die Schule und eine für die Gemeinde, mit den jeweiligen Items drauf. Denn haben die ständig das falsche Zeug aus dem Lager geholt – das nach der Zeit zu urteilen ne Strecke entfernt war. Dann haben die die Glühbirnenhletrungen runter geschmissen und hätten beinah net mehr genug gehabt. Dann sind ständig Kunden rein und haben sich dann auf den halben qm neben mich gedrängt, die hatta dann immer nebenbei noch bedient, anstatt sich einfach mal auf uns zu konzentrieren und das mal schnell abzuwickeln. Es war ja nu net so, als hätten wir nix anderes zu tun gehabt...Hier ist dann zum zweiten Mal in Ghana meine Ader auf der Stirn hervorgetreten – ich war echt kurz vorm platzen. Es war ja nu nicht so, dass der Typ, der uns bedient hat, ne Aushilfe war – nein, es war der Chef. Dass das ausgerechnet mir, der Personifizierten Ungeduld, passieren muss...tztztz. Danach haben wir dann noch zwei Drucker zum Durchpusten gebracht und haben die Mädels beim Markt raus gelassen, damit die für ihre Party am Freitag was einkaufen konnten. Dann sind wir zum Sägewerk gefahren um Latten zu kaufen und zu zuschneiden zu lassen. So, der Typ – wahrscheinlich hieß er wieder Mohammed, Moslem war er auf jeden, das hab ich daran gemerkt, wie er Geschäfte gemacht hat – wollte uns dann neben dem horrenden Preis für das Holz dann noch Geld für die 20 Meter Transport zur Säge und das sägen selber abknöpfen. Ich war noch voller Wut vom Elektro-Laden und hab meinem kleinen Freund dann erstmal einen Vortrag über Service und Kundenbindung gehalten. Hat eigentlich nix gebracht, weil er ein Monopol hat – zumindest in der näheren Umgebung. Blöd gegrinst hatta, was bei Ghanaern heißt, dass sie net wissen, was sie sagen sollen. War mir aber egal – ich war sauer. Letzte Station an dem Tag war ein anderer Elektro-Laden direkt am Markt, weil wir im ersten nicht alles bekommen hatten. So, die Langsamkeit scheint eine Elktro-Laden-Besitzer Krankheit zu sein, oder alle, die einen Elektro-Laden besitzen sind einfach selten dämlich und richten deswegen bei einem Elektro-Laden am wenigsten Schaden an...oder so. Das selbe Spiel von vorne. Ich muss dazu sagen, dass nicht nur mich als Deutsch diese entsetzlich Lahmheit angekotzt hat, auch Pagaa hat irgendwann die Geduld verloren und hat voll aufgedreht.
Letzten Endes war ich gegen halb zehn zu Hause, was für ghanaische Verhältnisse echt spät ist, wenn man bedenkt, dass die alle um neun schon inner Falle liegen.
Am nächsten Morgen gings dann auch wieder früh los nach Girma. Ich wollte mal wieder vernünftig essen :) und bevor ich gehe noch einmal den Father Francis sehen, der mir echt ans Herz gewachsen ist. Wär der net katholischer Geistlicher und vielleicht mal so 20 Jahre jünger...hach, der hat so schöne blaue Augen *schwärm*. Ich bin mit Mario hin, der ab Sonntag mit David und Francis in die Volta Region wollte, um dort für ein paar Tage einen anderen Pater zu besuchen. Taxifahrt war wieder super-gequetscht. Hat aber der Fröhlichkeit net geschadet.

Im Taxi von Kintampo nach Girma

In Girma angekommen sind wir dann nahtlos weiter ins Benediktiner-Kloster Kristo-Buase, etwa ne halbe Stunde von Grima entfernt. Dort gabs Retreatment für die Katechisten aus den Outstations, neue Vorstände wurden gewählt und ne Andacht gabs auch.

Hat ne ganze Weile gedauert, die wir uns teilweise mit Umherstreifen versüßt haben -im wahrsten Sinne des Wortes. Die Mönche verdienen nämlich ihr Geld mit den Plantagen, die sie auf ihrem Grund und Boden bewirtschaften. Ewig weit erstreckende Cashewkern-Plantagen, Bananen, Mangos, Sternfrüchte, Orangen und, und, und.


Ich hab das erste mal in meinem Leben rote Sternfrüchte gesehen und Mongos vom Baum gegessen...ohhh...wie im Paradies. Wir sind dann auch noch auf eine Hügelkette gekrakselt – wobei ich als Flachländnerin den beiden Bergziegen gegenüber echt im Nachteil war. Aber die Anstrengung hat sich bei der Aussicht echt gelohnt.Am späten Nachmittag dann wieder zurück, haben den Abend ruhig ausklingen lassen. Am nächsten Morgen hatte ich dann ein längeres Gespräch mit Francis über die Schule – auch dieser Besuch war also nicht reines Vergnügen...Er war nämlich während es Baus der Schule Gemeindepfarrer in Bamboi und hatte so einiges zu erzählen und konnte mir bei der Klärung von Fragen helfen, die sich bei mir in den letzten Wochen angestaut hatten. War also sehr ergiebig.
So gegen drei haben mich dann die Jungs nach Kintampo gebracht, von wo aus ich ein Taxi nach Bamboi genommen habe. Eine Katastrophe, sag ich euch. Wir hatten erst die ganze Zeit Probleme mit der Kupplung, worauf der Motor immer mal wieder ausgegangen ist. Dann ist der rechte Vorderreifen geplatzt...wir hatten natürlich keinen Ersatzreifen dabei. Das hieß also warten auf das nächste Taxi, um Hilfe zu erfragen. Das kam dann auch nach einer viertel Stunde und der Fahrer hat uns bereitwillig einen Ersatzreifen gegeben, bei dem man an einer Stelle eine gute Sicht auf die Schicht unter dem Gummi hatte – also kein Profil – und der dann auch nur von zwei Muttern am Auto gehalten wurde. Na ja, er ist dann netter weise noch hinter uns her gefahren, was sich als äußerst hilfreich erwies, denn nach ca. 500 Metern ist dann wieder der Motor ausgegangen. Der Fahrer aus dem Taxi hinter uns – etwas älter und erfahrener als unser Jungspunt – hat dann kurzerhand das Ruder übernommen und den anderen dann mit seinem Taxi schon mal nach Bamboi geschickt. Nachdem er am Motor rum gewerkelt hat, lief der zumindest wieder. Nach 10 Minuten ist dann der linke Vorderreifen geplatzt. Da wir natürlich immer noch keinen Ersatzreifen hatten, hieß es also wieder warten – allerdings um einiges länger als beim ersten mal, da es schon langsam anfing zu dämmern und ab fünf eigentlich keine Taxis mehr fahren. So, irgendwann ging dann die Fahrt weiter. Nach einem Schlagloch ist uns dann die Motorhaube gegen die Windschutzscheibe geknallt – ein Glück, dass uns da gerade keiner entgegen kam, wir konnten da nämlich nüscht mehr sehen. Das hat dazu geführt, dass unsere Windschutzscheibe kurz vorm bersten war – noch mehr Sprünge, als sie eh schon hatte. Ich bin mir auch net ganz sicher, ob das wirklich Sicherheitsglas ist, was die da als Windschutz benutzen. Der Taxifahrer – dem das Taxi, wer mir vorhin net folgen konnte, nicht gehörte, sondern der nur netter weise geholfen hat (er hat mir gesagt, dass ich das Foto nur zeigen darf, wenn ich ausdrücklich dazu sage, dass das NET sein Taxi ist) – hat dann zu mir gemeint, dass ich nun wirklich in Afrika angekommen sei...

Also, ich bin ganz froh, dass nix schlimmeres passiert ist. In den letzten paar Wochen sind hier nämlich einiges an Unfällen passiert, was unter Anderem auf den wirklich erschreckenden Zustand der Fahrzeuge zurückzuführen ist. Hier eine kleine Auswahl:

1. Letztens ist n Trecker mit Anhänger mit ner Trauergemeinde (um die 40) auf dem Weg nach Kintampo den Berg hoch und leider auch wieder runter - allerdings rückwärts (Bremsen kaputt). Alle tot.
2. Neulich war hier riesen Gewitter. Irgendwo zwischen hier und Techiman hats ne Überlandleitung gekappt, die ist dann auf ein Taxi, 5 wurden gegrillt (irgendwie hab ich gehört, da sollen mehr in dem Taxi gewesen sein, also noch Überlebende) - versteh ich allerdings net, wie das bei nem faradayschen Käfig passieren kann...na, wer weiß, aus was die Autos hier sind...und wenn die Löcher haben - Prost Mahlzeit. (Papa, willste dazu vielleicht mal nen Kommentar schreiben oder erörtern wir das dann über Skype? Da haben dann allerdings die anderen nix von ;-))
3. Kurz nach Girma hat es vor drei Wochen nen total überladenen (40 Tonner mit 60 Tonnen drauf, wie die hier halt alle rumfahren) LKW zerrissen, was noch net wirklich schlimm ist. Allerdings hat der Bursche sein Ding net vonner Straße geräumt, was dazu geführt hat, dass die Ladefläche die ersten fünf Sitzreihen eines Busses geköpft hat und danach ist irgendwann noch ein Kia rein, allerdings ohne Tote.
4. Letzte Woche ist in ein Tro Tro von hinten ein Motorrad rein – keiner weiß, wieso der nicht einfach überholt hat. Eventuell war der Fahrer betrunken oder das Tro Tro net beleuchtet. Hat den Fahrer und den Beifahrer allerdings 'nur' gebrochene Hände und Arme gekostet.
5. Ende letzten Monats hat ein Bus einen Unfall mit einem dieser LKWs gehabt, die so hoch beladen wie lang sind...27 Menschen hat das das Leben gekostet.

Nun ja, ihr seht, hier ist viel los – vor allem, was Unfälle betrifft. Die meisten hätten wohl verhindert werden können, wenn die endlich mal verstehen, was Instandhaltung bedeutet und die eventuell auch mal an die Zukunft denken und nicht immer nur im Jetzt leben – von wegen vollkommen überladenen LKWs anstatt vielleicht mal zwei mal zu fahren und damit Zeit, Benzin und vielleicht auch Todesfälle zu sparen. That's Africa....

Donnerstag, 5. März 2009

Getroffene Hunde bellen und Rüsselschau

Zum ersten Teil der Überschrift nur so viel: Ich wurde nicht festgenommen und bin von der „Miss Marple von Bamboi“ zum „Prügelknaben von Damongo“ geworden...beiden Rollen gefielen mir überhaupt net. Aber was solls...als Künstler muss man heutzutage nehmen, was man angeboten bekommt ;). Schlimmer geht immer... Never mind.
Die Rüsselschau ist auch viel interessanter für euch. :) Wird länger...also teilts euch ein...dafür wird in den nächsten Wochen hier in Ghana wohl nicht mehr viel Unterhaltsames passieren ;).
Allerdings hab ich, bevor ich zu den Rüsseln gefahren bin, noch einen kleinen Abstecher in die Nähe des Bui Nationalparks gemacht um dort am Sonntag am Tain zu chillen mit Apollo, Martin und Mario.

Links: Apollo, der mit dem Hut: Martin

Die hatten noch zwei Katechisten-Freunde dabei – also, zwei Ghaner, die ab und zu mal den Gottesdienst vom Pfarrer übernehmen – ich kann mir aber leider nie die Namen merken, bzw. die Gesichter zu den Namen, weil die hier für mich alle irgendwie gleich aussehen und ich ständig neue Leute kennen lernen. War super entspannt und echt schön. Krokodile hab ich leider net gesehen, dafür aber Fisch und Vögel. Mich haben da ne Menge von den Onku Flies gestochen, das sind Sandfliegen, die die Flussblindheit übertragen. Keine Sorge, dagegen hab ich Medikamente...wenn die allerdings so helfen, wie die Malaria-Prophylaxe, dann Gute Nacht schöne Großmutter...Na, die ersten Anzeichen der Krankheit kommen so in nem halben Jahr – muss ich halt drauf achten.
Nach dem Flusschilling sind wir dann noch ins point 7. Das ist ne nette kleine Bar in New Longoro, wo wir dann, bzw. wo die dann, eins zwei Bier gekippt haben und ich an meinem Malzbier genuckelt habe – ich entwickle mich hier irgendwie zurück.

Abends hätt ich dann noch beinah in einen Skorpion rein gefasst, der an meiner Tür abgehangen hat...das wäre nicht so schön gewesen. Hätte die Scheinwerfer des Autos nicht meine Tür ausgeleuchtet...manmanman. Er ist danach in die Ewigen Jagdgründe hinabgestiegen – der hat sich ganz schön dagegen gewährt, dabei erwartet ihn dort doch das Skorpion-Paradies. Hat ihm wohl keiner gesagt...
Montag morgen gings dann sehr früh los – ich sollte ne Frühaufsteherpauschale verlangen :). Von Sawla nach Damongo war die Straße eine Farce. Mir tat am nächsten Tag alles weh. Aber gut, nachdem ich den Generalvikar getroffen hatte, hat mich Aurelio in den Mole Nationalpark, der gleich um die Ecke lag, gebracht. Da wollte ich die Nacht verbringen um am nächsten Morgen die Safari mitzumachen und evtl. die Chance zu bekommen, danach den Bischof in Damongo zu treffen. Aurelio hatte noch einiges in Damongo zu tun, hat eh schon mal 6 Wochen in Mole gelebt und die Elis haben ihn auch net weiter interessiert. Unsere Wege haben sich also vorerst getrennt und mal ne Pause voneinander tut auch mal ganz gut...
In dem Hotel hat es nur so gewimmelt von Bruninis. Die meisten waren tatsächlich Deutsche. Und dementsprechend waren die Preise auch gesalzen. Ich hab mir einfach mal ein Zimmer mit Klimaanlage, Fernseher und Kühlschrank gegönnt und hab mir erstmal gleich nach Ankunft ne kalte Cola und eine Ladung CNN reingezogen. Endlich mal wieder informative Nachrichten! Ich muss zugeben, ein bisschen American Idol (für die ältere Generation von Lesern: Das ist der Vorreiter von Deutschland sucht den Superstar aus den USA...das ist die Sendung, wo Dieter Bohlen immer der Buh-Mann ist und die kleinen Jungs und Mädchen, die unbedingt so werden wollen, wie er, beleidigt...gut, und wer jetzt net weiß, wer Dieter Bohlen ist: Google!) hab ich auch geguckt, aber nur, weil ich draußen noch keine Affen gesehen habe ;-).
Nach einer Weile hab ich mich dann auf gemacht, die Gegend zu erkunden. Das Hotel liegt auf nem Hügel von dem aus man das ganze Reservoir überblicken kann – 2400qkm reinste Savanne. Es gibt eine kleine Plattform von der man einen super Blick auf ein Wasserloch hat, zu dem die Tiere dann immer zum trinken kommen. Da hab ich mich erstmal niedergelassen und hab den Abend bis zum Essen dort verbracht.

Nach einiger Zeit haben sich Linda und Susi zu mir gesellt. Linda ist 25 und studiert Lehramt Sport und Deutsch in Göttingen und fängt nach ihrer dreimonatigen Volontärstätigkeit an einer Schule in einem Dorf in der Nähe von Accra ihr Referendariat in Braunschweig an. Susi ist 26, kommt aus Gardelegen (quasi-Homie!!!) und studiert Sozialpädagogik in Lüneburg (doppelt-quasi-Homie!!!!!!). Sie ist in dem selben Dorf gelandet, wie Linda – da gibt’s insgesamt 40 Volontäre – und arbeitet seit ca. einem Jahr in einem Kinderheim und fliegt Ende dieses Monats zurück nach Dtl.. Die beiden sind also zusammen nach Mole gekommen. Wie ich während meines Aufenthalts feststellen musste, boomt das Volontärgeschäft in Ghana. Irgendwann hat sich dann auch William, ein Tischler aus Glasgowshire (hört sich so an: Glasgoscha), GB, zu uns gesetzt. Der reist einfach nur so zwei Monate durch Mali und Ghana und hat dies auch schon in anderen Ländern in Afrika so gehandhabt. Wir haben uns noch lange über seine Reisen und Entwicklungszusammenarbeit unterhalten – mit der er auch schon so seine Erfahrungen gemacht hat.
Gegen halb sieben gabs bei mir Essen und ich bin dann auch sehr erschöpft von der Reise und dem Gesprächen und der Hitze und den Eindrücken und..und..und..bald darauf in mein Zimmer. Es sollte am nächsten Morgen ja auch schon wieder früh auf Fuß-Safari gehen.
Die Safari am nächsten Morgen war super. Ich hab endlich meine ersten Rüssel gesehen – gleich zwei!!! Die sind so ca. 40 Meter vor uns mit Elefanten dran durch den Matsch gewartet. Ich muss zugeben, zwischen uns und denen war ein kleiner Graben... aber ich befürchte, wenn die gewollt hätten, dann wären die nur einen großen Schritt von uns entfernt gewesen.















Denen sind wir dann auch gleich mal zum Wasserloch gefolgt, um ihnen beim Bad zu zugucken. Dabei haben wir auch ein großes Krokodil aufgeschreckt. Ansonsten haben wir noch Antilopen gesehen und Wasserböcke und viele Vögelchen und Affen.
Ach, und Warzenschweine...also...ich muss sagen...die sind so was von hässlich...uha. Noch net mal deren Babies sind irgendwie süß. Die sind einfach nur kleiner...und genau so hässlich. Als Gott die Schönheit auf Erden verteilt hat, da hatte die wohl vergessen! Oder er wollte sie bestrafen. Weil die so lange Stelzen haben sind die zum fressen auch immer auf die Knie. Und wirklich wild sind die auch nicht. Die haben im Müll rumgewühlt vom Dorf das in der Nähe des Hotels lag. Leider hab ich dort auch das Foto gemacht, auf dem ihre abgrundtiefe Hässlichkeit am besten zu betrachten ist...
Gegen halb zwölf hat mich dann Aurelio wieder abgeholt, damit ich meine Audienz beim Bischof...wie soll ich sagen...'zelebrieren' kann. Mit dem hab ich mich dann in seinem wirklich beeindruckenden Büro unterhalten...na ja...verteidigt. War nicht so toll und ich wäre danach auch am liebsten SOFORT zurück nach Bamboi gefahren, weil ich KEINE Nacht mehr in diesem Damongo bleiben wollte. Ging leider net, weil der Aurelio abends ein Date zum Schweinefangen hatte (wir haben jetzt vier Schweine) und er den Entwicklungsbeauftragten der Diözese am Nachmittag noch treffen wollte. Hörbar zähneknirschend hab ich ihm dann gesagt, dass er mich dann zurück nach Mole bringen muss, weil HIER bleibe ich auf keinen Fall. Auf der Fahrt habe ich mich dann erstmal tierisch aufgeregt (übrigens kriegt MD immer nur einen Bruchteil meiner Wut mit – das meiste bekommt der arme Aurelio ab, weil der halt immer greifbar ist...also sollten die froh sein, das oft die Handy-Verbindung nicht hinhaut!), was dazu führte, dass ich mit ausgesprochen guter Laune wieder in Mole angekommen bin. Luft war raus, bei 20 Minuten Gezeter und Geschimpfe auch kein Kunststück, jetzt konnte ich wieder entspannen.
Beim Frühstück vorher habe ich noch Daniela (22) und Caro (23) kennen gelernt. Caro ist schon 6 Monate in Ghana und bleibt noch 6. Sie ist eigentlich Arzthelferin und arbeitet als Volontär im Krankenhaus zwei Std. von Accra entfernt. Daniela besucht sie gerade und studiert Sozialarbeit irgendwo im Harz – Nordhausen glaub ich.
Mit den vier Mädelts (Linda, Susi, Caro und Daniela) hab ich dann den Nachmittag am Pool verbracht. Zwischendurch gabs noch ganz schön Tumult, weil ein Pavian-Männchen in die Küche gegangen ist und eine Flasche Ketchup gestohlen hat – Gott sei Dank nur den von Maggi und net den guten von Heinz. Das Vieh hat sich dann unter einen Baum verzogen, sogar den Deckel abgedreht und genüsslich den Ketchup getrunken. Der schien das schon öfter gemacht zu haben...ich hatte leider keine Kamera dabei und hab mich deswegen auch bald wieder an unseren Pool-Tisch zurückgezogen, allerdings hab ich mit meinem Handy ein Photo gemacht. Der Rückzug war im Nachhinein keine sooo gute Idee, weil dem Vieh der Ketchup net genügt hat und er dann schnurstracks auf unseren Tisch zugelaufen ist, der gut gefüllt und vor allem nur von einer einzigen Person – nämlich von mir Unglücksvogel - besetzt war...fand ich net so lustig, vor allem nicht, weil ich wusste, was der so im Maul für Zähne hat und das die Männchen dieser Primatenart auch nicht ganz ungefährlich sind. Ich also aufgesprungen und Satz nach hinten, wobei ich beinah im Pool gelandet wäre...dann kurze Realisation, das mein Portemonnaie, Handies und Kamera ja auf den Tisch liegen und noch dazu die ganzen Taschen von den Mädels, Satz nach vorne – voll wagemutig :) - rumgebrüllt und schwupps, war der Affe weg...allerdings nicht ohne sich bedient zu haben...er hat jetzt Susis Senf. Die Tiere sind zum größten Teil Menschen gewöhnt, von daher eigentlich keine wirkliche Gefahr...aber wenn man selber die Tiere nicht gewöhnt ist, kann man sich unter Umständen falsch verhalten. Beim Elefanten-Bad zum Beispiel waren zwischen uns und den Elis vielleicht so 15 Meter – eigentlich müssten es 50 Meter sein.
Nach dem Abendessen haben wir dann noch in gemütlicher Runde am Pool gesessen und Bierchen getrunken. Kenia aus Canada, Matthias und Christina aus der Schweiz und Ian aus GB haben sich noch in der Runde eingefunden. Ian könnt ihr auch unter http://www.overlandtrombone.com/ betrachten. Der macht ein Jahr Afrika. Es war eine sehr lustige Runde aber wie es nun mal so ist: in Afrika ticken die Uhren anders. So gegen 24 Uhr hat sich die Runde aufgelöst...wenn man in der Woche auch immer gegen 21 Uhr im Bett liegt, kein Wunder. Man passt sich an.
Von links ab leerer Stuhl: Christina, Caro, Ian, Susi, Kenia, William, Daniela
Am nächsten Tag wurde ich dann abgeholt, von den Schweinen in einer echt kleinen Kiste – das die das überlebt haben bei der Hitze! - und Aurelio. Auf dem Weg habe ich noch kurz Photostopp an der ältesten Moschee Ghanas in Larabanga gemacht – allerdings nur ausm Auto, weil ich net zahlen wollte. Und den Mistery Stone hab ich auch noch begutachtet. Es heißt, dass man die Straße, die nunmehr um den Stein herumführt, eigentlich geradeaus bauen wollte...als man den Stein weggeräumt hat, war er jedoch am nächsten Morgen wieder genau an derselben Stelle, unerklärlicher weise.






Wie immer ging es net direkt nach Hause, sondern wir haben in Bole und in Tinga Stopp machen müssen wegen IRGENDWAS...das fiel mir echt schwer, weil ich doch unbedingt meine Berichte über Damongo nach Hause schicken wollte.
Hm, meine Mutter hat sich noch kurz vor meiner Abfahrt nach Damongo gemeldet und gemeint, dass Solan, einer meiner Cousins in Äthiopien, ins Krankehaus eingeliefert wurde und das es schlecht um ihn steht. Ich wurde gebeten, doch meine Pläne abermals zu ändern und direkt nach Deutschland zu fliegen. Nach langem Überlegen habe ich mich entschlossen, meine Pläne beizubehalten...bin ja schon groß und kann auch schon in Hotels übernachten. Evtl. ergibt sich noch was bei Freunden. Ich müsste also meiner Familie in Addis nicht auch noch zur Last fallen. Mittlerweile geht es ihm wohl Gott sei Dank wieder etwas besser. Mal sehen, was wird.
Sonst jübbit nüscht zu berichten. Warte jetzt auf Antwort aus MD. Termiten hab ich heute bekämpft – na, teilweise hab ich nur zugeguckt. Wir haben bei jedem Haufen die Königinnen gekillt...zumindest vermehren können sie sich net mehr.
Morgen ist Unabhängigkeitstag, da geht die Genni marschieren ;).