Donnerstag, 5. März 2009

Getroffene Hunde bellen und Rüsselschau

Zum ersten Teil der Überschrift nur so viel: Ich wurde nicht festgenommen und bin von der „Miss Marple von Bamboi“ zum „Prügelknaben von Damongo“ geworden...beiden Rollen gefielen mir überhaupt net. Aber was solls...als Künstler muss man heutzutage nehmen, was man angeboten bekommt ;). Schlimmer geht immer... Never mind.
Die Rüsselschau ist auch viel interessanter für euch. :) Wird länger...also teilts euch ein...dafür wird in den nächsten Wochen hier in Ghana wohl nicht mehr viel Unterhaltsames passieren ;).
Allerdings hab ich, bevor ich zu den Rüsseln gefahren bin, noch einen kleinen Abstecher in die Nähe des Bui Nationalparks gemacht um dort am Sonntag am Tain zu chillen mit Apollo, Martin und Mario.

Links: Apollo, der mit dem Hut: Martin

Die hatten noch zwei Katechisten-Freunde dabei – also, zwei Ghaner, die ab und zu mal den Gottesdienst vom Pfarrer übernehmen – ich kann mir aber leider nie die Namen merken, bzw. die Gesichter zu den Namen, weil die hier für mich alle irgendwie gleich aussehen und ich ständig neue Leute kennen lernen. War super entspannt und echt schön. Krokodile hab ich leider net gesehen, dafür aber Fisch und Vögel. Mich haben da ne Menge von den Onku Flies gestochen, das sind Sandfliegen, die die Flussblindheit übertragen. Keine Sorge, dagegen hab ich Medikamente...wenn die allerdings so helfen, wie die Malaria-Prophylaxe, dann Gute Nacht schöne Großmutter...Na, die ersten Anzeichen der Krankheit kommen so in nem halben Jahr – muss ich halt drauf achten.
Nach dem Flusschilling sind wir dann noch ins point 7. Das ist ne nette kleine Bar in New Longoro, wo wir dann, bzw. wo die dann, eins zwei Bier gekippt haben und ich an meinem Malzbier genuckelt habe – ich entwickle mich hier irgendwie zurück.

Abends hätt ich dann noch beinah in einen Skorpion rein gefasst, der an meiner Tür abgehangen hat...das wäre nicht so schön gewesen. Hätte die Scheinwerfer des Autos nicht meine Tür ausgeleuchtet...manmanman. Er ist danach in die Ewigen Jagdgründe hinabgestiegen – der hat sich ganz schön dagegen gewährt, dabei erwartet ihn dort doch das Skorpion-Paradies. Hat ihm wohl keiner gesagt...
Montag morgen gings dann sehr früh los – ich sollte ne Frühaufsteherpauschale verlangen :). Von Sawla nach Damongo war die Straße eine Farce. Mir tat am nächsten Tag alles weh. Aber gut, nachdem ich den Generalvikar getroffen hatte, hat mich Aurelio in den Mole Nationalpark, der gleich um die Ecke lag, gebracht. Da wollte ich die Nacht verbringen um am nächsten Morgen die Safari mitzumachen und evtl. die Chance zu bekommen, danach den Bischof in Damongo zu treffen. Aurelio hatte noch einiges in Damongo zu tun, hat eh schon mal 6 Wochen in Mole gelebt und die Elis haben ihn auch net weiter interessiert. Unsere Wege haben sich also vorerst getrennt und mal ne Pause voneinander tut auch mal ganz gut...
In dem Hotel hat es nur so gewimmelt von Bruninis. Die meisten waren tatsächlich Deutsche. Und dementsprechend waren die Preise auch gesalzen. Ich hab mir einfach mal ein Zimmer mit Klimaanlage, Fernseher und Kühlschrank gegönnt und hab mir erstmal gleich nach Ankunft ne kalte Cola und eine Ladung CNN reingezogen. Endlich mal wieder informative Nachrichten! Ich muss zugeben, ein bisschen American Idol (für die ältere Generation von Lesern: Das ist der Vorreiter von Deutschland sucht den Superstar aus den USA...das ist die Sendung, wo Dieter Bohlen immer der Buh-Mann ist und die kleinen Jungs und Mädchen, die unbedingt so werden wollen, wie er, beleidigt...gut, und wer jetzt net weiß, wer Dieter Bohlen ist: Google!) hab ich auch geguckt, aber nur, weil ich draußen noch keine Affen gesehen habe ;-).
Nach einer Weile hab ich mich dann auf gemacht, die Gegend zu erkunden. Das Hotel liegt auf nem Hügel von dem aus man das ganze Reservoir überblicken kann – 2400qkm reinste Savanne. Es gibt eine kleine Plattform von der man einen super Blick auf ein Wasserloch hat, zu dem die Tiere dann immer zum trinken kommen. Da hab ich mich erstmal niedergelassen und hab den Abend bis zum Essen dort verbracht.

Nach einiger Zeit haben sich Linda und Susi zu mir gesellt. Linda ist 25 und studiert Lehramt Sport und Deutsch in Göttingen und fängt nach ihrer dreimonatigen Volontärstätigkeit an einer Schule in einem Dorf in der Nähe von Accra ihr Referendariat in Braunschweig an. Susi ist 26, kommt aus Gardelegen (quasi-Homie!!!) und studiert Sozialpädagogik in Lüneburg (doppelt-quasi-Homie!!!!!!). Sie ist in dem selben Dorf gelandet, wie Linda – da gibt’s insgesamt 40 Volontäre – und arbeitet seit ca. einem Jahr in einem Kinderheim und fliegt Ende dieses Monats zurück nach Dtl.. Die beiden sind also zusammen nach Mole gekommen. Wie ich während meines Aufenthalts feststellen musste, boomt das Volontärgeschäft in Ghana. Irgendwann hat sich dann auch William, ein Tischler aus Glasgowshire (hört sich so an: Glasgoscha), GB, zu uns gesetzt. Der reist einfach nur so zwei Monate durch Mali und Ghana und hat dies auch schon in anderen Ländern in Afrika so gehandhabt. Wir haben uns noch lange über seine Reisen und Entwicklungszusammenarbeit unterhalten – mit der er auch schon so seine Erfahrungen gemacht hat.
Gegen halb sieben gabs bei mir Essen und ich bin dann auch sehr erschöpft von der Reise und dem Gesprächen und der Hitze und den Eindrücken und..und..und..bald darauf in mein Zimmer. Es sollte am nächsten Morgen ja auch schon wieder früh auf Fuß-Safari gehen.
Die Safari am nächsten Morgen war super. Ich hab endlich meine ersten Rüssel gesehen – gleich zwei!!! Die sind so ca. 40 Meter vor uns mit Elefanten dran durch den Matsch gewartet. Ich muss zugeben, zwischen uns und denen war ein kleiner Graben... aber ich befürchte, wenn die gewollt hätten, dann wären die nur einen großen Schritt von uns entfernt gewesen.















Denen sind wir dann auch gleich mal zum Wasserloch gefolgt, um ihnen beim Bad zu zugucken. Dabei haben wir auch ein großes Krokodil aufgeschreckt. Ansonsten haben wir noch Antilopen gesehen und Wasserböcke und viele Vögelchen und Affen.
Ach, und Warzenschweine...also...ich muss sagen...die sind so was von hässlich...uha. Noch net mal deren Babies sind irgendwie süß. Die sind einfach nur kleiner...und genau so hässlich. Als Gott die Schönheit auf Erden verteilt hat, da hatte die wohl vergessen! Oder er wollte sie bestrafen. Weil die so lange Stelzen haben sind die zum fressen auch immer auf die Knie. Und wirklich wild sind die auch nicht. Die haben im Müll rumgewühlt vom Dorf das in der Nähe des Hotels lag. Leider hab ich dort auch das Foto gemacht, auf dem ihre abgrundtiefe Hässlichkeit am besten zu betrachten ist...
Gegen halb zwölf hat mich dann Aurelio wieder abgeholt, damit ich meine Audienz beim Bischof...wie soll ich sagen...'zelebrieren' kann. Mit dem hab ich mich dann in seinem wirklich beeindruckenden Büro unterhalten...na ja...verteidigt. War nicht so toll und ich wäre danach auch am liebsten SOFORT zurück nach Bamboi gefahren, weil ich KEINE Nacht mehr in diesem Damongo bleiben wollte. Ging leider net, weil der Aurelio abends ein Date zum Schweinefangen hatte (wir haben jetzt vier Schweine) und er den Entwicklungsbeauftragten der Diözese am Nachmittag noch treffen wollte. Hörbar zähneknirschend hab ich ihm dann gesagt, dass er mich dann zurück nach Mole bringen muss, weil HIER bleibe ich auf keinen Fall. Auf der Fahrt habe ich mich dann erstmal tierisch aufgeregt (übrigens kriegt MD immer nur einen Bruchteil meiner Wut mit – das meiste bekommt der arme Aurelio ab, weil der halt immer greifbar ist...also sollten die froh sein, das oft die Handy-Verbindung nicht hinhaut!), was dazu führte, dass ich mit ausgesprochen guter Laune wieder in Mole angekommen bin. Luft war raus, bei 20 Minuten Gezeter und Geschimpfe auch kein Kunststück, jetzt konnte ich wieder entspannen.
Beim Frühstück vorher habe ich noch Daniela (22) und Caro (23) kennen gelernt. Caro ist schon 6 Monate in Ghana und bleibt noch 6. Sie ist eigentlich Arzthelferin und arbeitet als Volontär im Krankenhaus zwei Std. von Accra entfernt. Daniela besucht sie gerade und studiert Sozialarbeit irgendwo im Harz – Nordhausen glaub ich.
Mit den vier Mädelts (Linda, Susi, Caro und Daniela) hab ich dann den Nachmittag am Pool verbracht. Zwischendurch gabs noch ganz schön Tumult, weil ein Pavian-Männchen in die Küche gegangen ist und eine Flasche Ketchup gestohlen hat – Gott sei Dank nur den von Maggi und net den guten von Heinz. Das Vieh hat sich dann unter einen Baum verzogen, sogar den Deckel abgedreht und genüsslich den Ketchup getrunken. Der schien das schon öfter gemacht zu haben...ich hatte leider keine Kamera dabei und hab mich deswegen auch bald wieder an unseren Pool-Tisch zurückgezogen, allerdings hab ich mit meinem Handy ein Photo gemacht. Der Rückzug war im Nachhinein keine sooo gute Idee, weil dem Vieh der Ketchup net genügt hat und er dann schnurstracks auf unseren Tisch zugelaufen ist, der gut gefüllt und vor allem nur von einer einzigen Person – nämlich von mir Unglücksvogel - besetzt war...fand ich net so lustig, vor allem nicht, weil ich wusste, was der so im Maul für Zähne hat und das die Männchen dieser Primatenart auch nicht ganz ungefährlich sind. Ich also aufgesprungen und Satz nach hinten, wobei ich beinah im Pool gelandet wäre...dann kurze Realisation, das mein Portemonnaie, Handies und Kamera ja auf den Tisch liegen und noch dazu die ganzen Taschen von den Mädels, Satz nach vorne – voll wagemutig :) - rumgebrüllt und schwupps, war der Affe weg...allerdings nicht ohne sich bedient zu haben...er hat jetzt Susis Senf. Die Tiere sind zum größten Teil Menschen gewöhnt, von daher eigentlich keine wirkliche Gefahr...aber wenn man selber die Tiere nicht gewöhnt ist, kann man sich unter Umständen falsch verhalten. Beim Elefanten-Bad zum Beispiel waren zwischen uns und den Elis vielleicht so 15 Meter – eigentlich müssten es 50 Meter sein.
Nach dem Abendessen haben wir dann noch in gemütlicher Runde am Pool gesessen und Bierchen getrunken. Kenia aus Canada, Matthias und Christina aus der Schweiz und Ian aus GB haben sich noch in der Runde eingefunden. Ian könnt ihr auch unter http://www.overlandtrombone.com/ betrachten. Der macht ein Jahr Afrika. Es war eine sehr lustige Runde aber wie es nun mal so ist: in Afrika ticken die Uhren anders. So gegen 24 Uhr hat sich die Runde aufgelöst...wenn man in der Woche auch immer gegen 21 Uhr im Bett liegt, kein Wunder. Man passt sich an.
Von links ab leerer Stuhl: Christina, Caro, Ian, Susi, Kenia, William, Daniela
Am nächsten Tag wurde ich dann abgeholt, von den Schweinen in einer echt kleinen Kiste – das die das überlebt haben bei der Hitze! - und Aurelio. Auf dem Weg habe ich noch kurz Photostopp an der ältesten Moschee Ghanas in Larabanga gemacht – allerdings nur ausm Auto, weil ich net zahlen wollte. Und den Mistery Stone hab ich auch noch begutachtet. Es heißt, dass man die Straße, die nunmehr um den Stein herumführt, eigentlich geradeaus bauen wollte...als man den Stein weggeräumt hat, war er jedoch am nächsten Morgen wieder genau an derselben Stelle, unerklärlicher weise.






Wie immer ging es net direkt nach Hause, sondern wir haben in Bole und in Tinga Stopp machen müssen wegen IRGENDWAS...das fiel mir echt schwer, weil ich doch unbedingt meine Berichte über Damongo nach Hause schicken wollte.
Hm, meine Mutter hat sich noch kurz vor meiner Abfahrt nach Damongo gemeldet und gemeint, dass Solan, einer meiner Cousins in Äthiopien, ins Krankehaus eingeliefert wurde und das es schlecht um ihn steht. Ich wurde gebeten, doch meine Pläne abermals zu ändern und direkt nach Deutschland zu fliegen. Nach langem Überlegen habe ich mich entschlossen, meine Pläne beizubehalten...bin ja schon groß und kann auch schon in Hotels übernachten. Evtl. ergibt sich noch was bei Freunden. Ich müsste also meiner Familie in Addis nicht auch noch zur Last fallen. Mittlerweile geht es ihm wohl Gott sei Dank wieder etwas besser. Mal sehen, was wird.
Sonst jübbit nüscht zu berichten. Warte jetzt auf Antwort aus MD. Termiten hab ich heute bekämpft – na, teilweise hab ich nur zugeguckt. Wir haben bei jedem Haufen die Königinnen gekillt...zumindest vermehren können sie sich net mehr.
Morgen ist Unabhängigkeitstag, da geht die Genni marschieren ;).

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