Mittwoch, 21. Oktober 2009

Scheee wars'...

Meine lieben Freunde,
seit dem 14.10. bin ich nun wieder zu Hause. Komisch ist es, zumal es ja jetzt nicht im gewohnten Trott weiter geht, sondern mindestens so aufregend fortgeführt wird, wie es die letzten neun Monate war. Schließlich entscheidet sich in den nächsten Wochen/Monaten, wo ich die nächsten paar Jahre verbringen werde (oder auch nicht, wie ein Freund letzten zu mir meinte: Kündigen kann man dann immer noch).
Ich habe auf meiner Reise viel gesehen - unbeschreibliches, wunderschönes aber auch nicht so schönes. Ich habe Gespräche mit Personen geführt, die ich sonst wohl nie in meinem Leben geführt hätte. Meinungen und Sichtweisen wurden mir eröffnet, die ich nie auch nur im Entferntesten in Erwägung gezogen hätte. Einstellungen zum Leben, die ich zuerst nicht verstanden aber nach einiger Zeit des Reisens als mehr als nur logisch erkannt habe. Es war aufregend und entspannend, lustig und manchmal auch traurig, lehrreich, hier und da anstrengend aber letzten Endes wohl die beste Idee, die ich jemals gehabt habe. Ich habe nämlich nur dieses eine Leben und das will ich so leben, dass ich am Ende sagen kann: Genni, das war schön. Diese Reise hat jetzt schon einen großen Teil zur Zufriedenheit beigetragen.
Die verschiedenen Länder, oder besser: Kontinente haben mir einiges beigebracht (bzw. die Menschen, die ich dort getroffen habe), was ich als kompaktes Päckchen mit auf meinen weiteren Lebensweg nehmen werde.
Afrika hat mir Geduld und Bescheidenheit beigebracht und mich gelehrt, das Teilen etwas sehr schönes ist. Es gibt so viele Menschen, die so viel weniger haben als ich.
Südamerika hat mich gelehrt, dass Zeit etwas ist, was endlich ist...für einen Menschen zumindest. Man sollte sie mit Dingen füllen, die einen Spaß machen und nicht zu oft nach hinten gucken, vorne liegt das Glück.
Australien hat mir beigebracht, dass ein Lächeln nichts kostet und manchmal mehr wert ist, als alles Geld der Welt.
China hat mir beigebracht, das Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind und man dafür kämpfen muss.
Oft wurde ich während der letzten Wochen gefragt, was ich denn am schönsten fand. Schwierige Frage! Meist fiel mir Argentinien als erstes ein - Tango, Steak, Malbec....das süße Leben in der argentinischen Hauptstadt. Aber Australien war auch sehr schön...und China. Alle Orte, die ich besucht habe, hatten ihre Schönheiten. Ghana war für mich am intensivsten, wohl wegen meiner Aufgabe dort. Dort waren es vor allem die Menschen, aber auch die Erlebnisse unberührter Natur, die sich in meine Erinnerung gebrannt haben. Süd-Amerika fand ich atemberaubend wegen der unglaublich facettenreichen Natur - ob es die Salar de Uyuni war, die Iguazu-Fälle, der Bolivianische Amazonas, der Flug vom El Alto, die Anden nur einen armbreit von den Tragflächen unserer Einmotorigen entfernt, die Atacama Wüste, ganz zu schweigen Machu Picchu...egal, es war alles sauschön, interessant und ich werde all diese Augenblicke voller unbeschreiblicher Eindrücke ein Leben lang in mir tragen. Australien war genau so beeindruckend- Cape Trib, die Whitsundays, das Great Barrier Reef - alles sooo schützenswert! Die Begegnung mit der Buckelwal Mutter nebst Kalb bei unserem Segeltörn werd ich nie vergessen. Das Plauschchen mit der Schildkröte unter Wasser war einmalig. China - die Tage in Hong Kong, die Radtour mit Esther und Elisabeth durch die Kalksteingipfel in Yangshuo, die Reisterassen, der Tempel Huating - ein Ort der Ruhe, wie ich ihn noch nie betreten habe, die Chinesische Mauer, die Terrakotta Armee und letzten Endes meine unvergessenen Radtouren durch das belebte Beijing. Ja, ich hab schon ganz schön was erlebt! Man soll ja niemals nie sagen aber ich befürchte, einige dieser Orte werde ich nicht noch einmal besuchen. Die Einmaligkeit macht sie so besonders für mich.
Ich bin allen sehr dankbar, die mir so lange die Stange gehalten haben und mich mit Infos aus der Heimat versorgt haben. Ich werde hier noch einige meiner schönsten Fotos online stellen und ab und an mal einen Eintrag machen...und den Blog ganz bestimmt für meine nächste Reise nutzen!
Denn gehabt euch mal wohl und abschließend mit den Worten Alexander Puschkins (etwas bedeutungsentfremdet):
Alles, alles geht vorbei!
Ist's vergangen, wirst du's lieben!

Eure Genni

Shaanxi: Xi'an, Hua Shan 28.09. - 04.10.

Beijing: Survival of the fittest 05.10. - 14.10

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Guangxi: Guilin, Yangshuo, Longsheng 16.09. - 20.09.2009

Wir haben uns also am 16. auf dem Weg ins richtige China gemacht. Alles etwas kompliziert, weil man natürlich nicht von Hong Kong einfach nen Zug nehmen kann, schliesslich mussten wir erst einreisen. Also, mit der U-Bahn nach Shenzhen, dort über die Grenzen und dann weiter mit dem Bus nach Guilin, bzw. das am schönen Li Jiang gelegenen Yangshuo. Es war eine Nachtfahrt, für mich leider nicht zum schlafen, obwohl der Bus sehr bequem war.
Die Provinz Guangxi zeichnet sich dadurch aus, dass 3/4 der Bevölkerung keine Han, also die ethnische Mojorität hier in China, sind, sondern sich aus ethnischen Minderheiten zusammensetzt.
Unser erster Stop hier ist also Yangshuo, berühmt für die bizarre Kalksteinlandschaft, auch Karstlandschaft genannt. Laut Internet sind sie durch die Bewegung der Erdplatten entstanden. Hier mal ein Bild aus Wikipedia:

Gleich nach Ankunft haben wir uns nach einer Dusche auf die Suche nach Essbarem gemacht, Pfannkuchen gabs. Bei der Gelegenheit haben wir Esther aufgegabelt (oder sie uns?), die mit uns gegen Mittag eine geführte Radtour machen wollte.

Hong Kong: 12.09. - 15.09.2009

Hong Kong, 17:10 Uhr, die Sonne ist vom Grossstadt-Smog verdeckt, es ist schwuel, perfekter Halt, Drei-Wetter-Tafft (kann sich noch jemand an den - leicht von mir abgewandelten - Slogan erinnern?)
Nach einer ganzen Weile Rumgeirre im Grossstadtdschungel habe ich dann nach meiner Ankunft aus Brisbane meine im Norden der Hong Kong Insel liegende Herberge gefunden. Das Zimmer war sehr klein, wie es zu erwarten war. Auf gefuehlten 5qm haben sie es tatsaechlich geschafft, 3 Doppelstockbetten unterzubringen. Duschen musste man sich uebern Klo, dafuer wars aber unschlagbar guenstig und top von der Lage her. Da es schon relativ spaet war, habe ich meine Erkundungen der naeheren Umgebung auf den naechsten Tag verchoben.
Am Morgen des naechsten Tages habe ich erstmal mit Elsa, einer Mexikanerin auf Geschaeftsreise, HongKong-maessig gefruehstueckt. Naechstes Fruehstueck gibts dann bei McD...Danach ging es fuer mich erstmal mit der Metro zur Central Station, um dort bei China Travel Service mein Visum fuer China zu beantragen. War kein Problem und nach dem schmerzhaften Verlust von 950 HK$ (kurs ist etwas besser als 10 HK$/E), sollte ich mein Visum am Dienstag in den Haenden halten duerfen.
Weil ich natuerlich die Sehenswuerdigkeiten gerne mit Elisabeth zusammen erkunden wollte, habe ich den Rest des Tages mit Umherstreifen und shoppen in der IFC Mall verbracht. Zum einkaufen ist Hong Kong super, wenn auch hier und da etwas teuer.
Abends ging es dann in freudiger Erwartung ab zum Flughafen um die Lise abzuholen. Das Zusammentreffen mit Elisabeth hat mich ein ganzes Stueck weit nach Hause und damit naeher an die Realitaet gebracht. Ja, noch ziemlich genau ein Monat und ich werde wieder im Flieger nach Berlin sitzen - wie die Zeit vergeht.
Den naechsten Tag haben wir so unchinesisch wie moeglich mit einem Pancake Fruehstueck bei McD begonnen. Man merkt HK die harte Vergangenheit mit SARS und 7 Jahre Rezession gar net so richtig an, dafuer allerdings die 99 Jahre britischen Einfluss. Alles sehr westlich hier, an jeder Ecke gibts McD oder Starbucks.
Nach der Nahrungsaufnahme gings mit der Peak Tram auf den Victoria Peak, um von dort aus die Aussicht zu geniessen, und dann zu Fuss wieder runter. Danach hatten wir uns den Tempelkomplex Po Lin in Ngong Ping vorgenommen, der u.a. die groesste unter freiem Himmel sitzende Buddhastatue der Welt beherbergt und abends dann den Ladies Market. Das begehrte Ziel liegt auf der Insel Lantau, schnell mit der Faehre erreichbar. Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht: ein Taifun war im Anmarsch, und keiner von der kleinen Sorte. Bis zur Insel sind wir noch gekommen - im Regen. Und wettertechnisch sollte es nicht besser werden. Ab einer bestimmten Warnstufe fahren dann auch keine Faehren bzw. keine Oeffis mehr. Nach 20 Minuten Warterei auf den Bus, der uns nach Tung Chung bringen sollte, von wo aus wir den Anschlussbus nach Ngong Ping nehmen wollten, haben und die rhythmisch prasselnden Regentropfen davon ueberzeugt, die Faehre zurueck zum Festland zu nehmen. Was bleibt zwei Frauen im Regen in der Mode-Metropole Asiens anderes uebrig, als die Zeit in grossen, funkelnden Malls totzuschlagen. :) Mittlerwile wurde Taifunstufe 6 von 8 ausgerufen. Stufe 8 wurde in der Nacht erwartet und die Damen in den Geschaeften haben uns nahe gelegt, uns so langsam auf den Heimweg zu machen, da die Geschaefte eh bald schliesse wuerden und wir eventuell spaeter nicht mehr nach Hause kommen wuerden. Vom Taifun haben wir in der Nacht nicht besonders viel mitbekommen, dafuer konnten wir das Chaos am naechsten Morgen dann begutachten. Man hat uns erzaehlt, dass man schon Hunde und Katzen durch die Luft hat fliegen sehen. Jetzt weiss ich auch, woher der Ausdruck "Es regnet Katzen und Hunde" kommt ;).
Nach dem Checkout am naechsten Morgen ging es erstmal zum Bank of China Tower, um die Skyline zu geniessen und von dort aus dann zum Visum und dann auch bald nach Shenzen, ins "Richtige" China. Beim Grenzuebergang haben wir beide uns etwas beobachtet und ueberwacht gefuehlt, irgendwie komisch halt. Der Bus von Shenzen nach Guilin war ok, die Nacht fuer mich jedoch etwas unruhig. Vor Abfahrt haben wir uns dnan noch entschieden, kurz vor Guilin, in Yangshuo, auszusteigen.