Sonntag, 15. März 2009

„Dig, dig, digdigdig“, doppeltes Techiman und Klosterbesuch

Damit es euch ja nich langweilig wird: hier wieder mal was vom Schwarzen Kontinent. Genni hat abwechslungsreiche 10 Tag hinter sich, die Zeit ist vergangen wie im Flug. Apropos Flug: in ziemlich genau 10 Tagen werde ich dabei sein, meinen Rucksack zu packen, weil es am 26. ganz früh morgens nach Accra geht, um dort meine letzten zwei Tage in Ghana zu verbringen. Ich muss gestehen, ich werde wohl mit einem lachenden – endlich wieder richtiges Essen...ich hab letztens erst wieder vom Zander in Kartoffel-Kruste im „Gut und Gern“ geträumt...mit nem schönen Riesling, hach, na, erst nach Äthiopien – und einem weinenden Auge gehen. Ich befürchte, ich werde das hier schon ganz schön vermissen. Mehr davon später im Resümee.
Am 06.03.1957 ist Ghana in die Unabhängigkeit von den Briten entlassen worden, was hier jedes Jahr mit rummarschieren, trommeln und salutieren gefeiert wird. Genni war mittendrin statt nur dabei: ich hab auch mal kurz mit den Armen rungeschwungen - sah aber reichlich albern aus.
Die Schulen (die katholische ist die in der grünen Uniform) marschieren dann im „Park“ vor einem relativ interessierten Publikum und salutieren dann vor der Polizei. Die Art und Weise wie sie marschieren, ist zum schießen und wird die ganze Zeit von „Dig, dig, dig“- und „march, march, march“-Rufen aus dem Publikum begleitet. Es ist wohl gleichzeitig sone Art Wettbewerb in dem die einzelnen Gruppen im Salutieren und Marschieren gegeneinander antreten – die Kindergärten sind dabei außer Konkurrenz, die sind nämlich am niedlichsten und absolute Sympathieträger.

Cashewfrucht essender Zuschauer
Abends war ich dann noch kurz zum Abend-chop in New Longoro, vorm Essen hat mich Otmar noch durch die Gemeinde geführt und ein bisschen mit mir erzählt. Er ist zwar, wie schon bemerkt, etwas eigen, aber dafür bewegt er auch wirklich was. Unglaublich, wie er sich einsetzt und was er alles für Projekte am laufen hält und wie viel Geld er immer aus Österreich rankriegt um noch mehr Projekte zu realisieren. Aber um ehrlich zu sein, sind hier alle ausländischen Priester etwas eigen- oder, etwas netter ausgedrückt, besonders...sonst hält man das hier wohl auch auf Dauer nicht aus, mit dem, was man jeden Tag zu Gesicht und zu Ohren bekommt. Vielleicht liegts auch am Orden...
Das We war dann allerdings relativ ruhig – weiß gar net mehr genau, was ich gemacht habe...war auf dem Markt am Samstag Nachmittag, wie halt jeden Samstag und Sonntag hab ich wohl nix gemacht, oder so.
Auf dem Markt in Bamboi
Am Montag bin ich dann das erste nach Techiman. Bin mit Mario und den „Boys“ gefahren. Die „Boys“ sind Waisen oder Halb-Waisen, die der Otmar bei sich aufgenommen hat. Ich finde, dass diese Sammelbezeichnung "Boys" einen etwas komischen Nachgeschmack hat, wenn man bedenkt, dass es wirklich alles NUR Jungs sind... Es sind allesamt echt liebe Kerle und wir hatten nen netten Tag zusammen in Techiman. Mein Hauptgrund war Geld holen für die anstehenden Einkäufe für die Schule und Lebensmittel einkaufen – u.a. Milchpulver und Ketchup um mal etwas Abwechslung in meinen Speiseplan zu bekommen, der momentan nur aus Nudeln, Reis und ab und zu mal Fufu besteht. Am Donnerstag bin ich dann das zweite mal nach Techiman, um mit Pagaa die Einkäufe zu erledigen. DAS WAR ECHT ANSTRENGEND! Erstmal hatta mich ne Stunde warten lassen, dann hatta sich ab Wenchi die ganze Zeit darüber aufgeregt, dass wir auf die Schülerinnen warten mussten, die sich was zum essen geholt haben, während er ne dreiviertel Stunde in der klimatisierten (!) Bank Geschäfte erledigt hat. Wie kann das denn auch angehen, dass, wenn er schon mit seinem dicken H... im Auto sitzt, er dann noch auf jemanden warten muss....das nächste mal fahren wir dann einfach ohne sie ab...lassen sie in Wenchi...wie können diese Gören es bloß wagen-- Ich hab mal darauf verzichtet zu erwähnen, dass ich ne Stunde auf ihn warten musste.
In Techiman führte uns einer der ersten Wege ins Elektro-Geschäft. Leute, ich verstehe nicht, wie die hier Geld machen können...wir haben um 10 Items zu kaufen 2,5 Stunden gebraucht. Zum Schluss wäre ich beinah wie ein Derwish durchs Geschäft gefegt, als er sich dann ständig beim zählen der 44 Zehn-Ghana-Cedi Noten verzählt hat. Ich hab dann für ihn gezählt. Vorher haben wir 30 Minuten damit verbracht, ihm zu erklären, dass wir zwei verschiedene Rechnungen brauchen – eine für die Schule und eine für die Gemeinde, mit den jeweiligen Items drauf. Denn haben die ständig das falsche Zeug aus dem Lager geholt – das nach der Zeit zu urteilen ne Strecke entfernt war. Dann haben die die Glühbirnenhletrungen runter geschmissen und hätten beinah net mehr genug gehabt. Dann sind ständig Kunden rein und haben sich dann auf den halben qm neben mich gedrängt, die hatta dann immer nebenbei noch bedient, anstatt sich einfach mal auf uns zu konzentrieren und das mal schnell abzuwickeln. Es war ja nu net so, als hätten wir nix anderes zu tun gehabt...Hier ist dann zum zweiten Mal in Ghana meine Ader auf der Stirn hervorgetreten – ich war echt kurz vorm platzen. Es war ja nu nicht so, dass der Typ, der uns bedient hat, ne Aushilfe war – nein, es war der Chef. Dass das ausgerechnet mir, der Personifizierten Ungeduld, passieren muss...tztztz. Danach haben wir dann noch zwei Drucker zum Durchpusten gebracht und haben die Mädels beim Markt raus gelassen, damit die für ihre Party am Freitag was einkaufen konnten. Dann sind wir zum Sägewerk gefahren um Latten zu kaufen und zu zuschneiden zu lassen. So, der Typ – wahrscheinlich hieß er wieder Mohammed, Moslem war er auf jeden, das hab ich daran gemerkt, wie er Geschäfte gemacht hat – wollte uns dann neben dem horrenden Preis für das Holz dann noch Geld für die 20 Meter Transport zur Säge und das sägen selber abknöpfen. Ich war noch voller Wut vom Elektro-Laden und hab meinem kleinen Freund dann erstmal einen Vortrag über Service und Kundenbindung gehalten. Hat eigentlich nix gebracht, weil er ein Monopol hat – zumindest in der näheren Umgebung. Blöd gegrinst hatta, was bei Ghanaern heißt, dass sie net wissen, was sie sagen sollen. War mir aber egal – ich war sauer. Letzte Station an dem Tag war ein anderer Elektro-Laden direkt am Markt, weil wir im ersten nicht alles bekommen hatten. So, die Langsamkeit scheint eine Elktro-Laden-Besitzer Krankheit zu sein, oder alle, die einen Elektro-Laden besitzen sind einfach selten dämlich und richten deswegen bei einem Elektro-Laden am wenigsten Schaden an...oder so. Das selbe Spiel von vorne. Ich muss dazu sagen, dass nicht nur mich als Deutsch diese entsetzlich Lahmheit angekotzt hat, auch Pagaa hat irgendwann die Geduld verloren und hat voll aufgedreht.
Letzten Endes war ich gegen halb zehn zu Hause, was für ghanaische Verhältnisse echt spät ist, wenn man bedenkt, dass die alle um neun schon inner Falle liegen.
Am nächsten Morgen gings dann auch wieder früh los nach Girma. Ich wollte mal wieder vernünftig essen :) und bevor ich gehe noch einmal den Father Francis sehen, der mir echt ans Herz gewachsen ist. Wär der net katholischer Geistlicher und vielleicht mal so 20 Jahre jünger...hach, der hat so schöne blaue Augen *schwärm*. Ich bin mit Mario hin, der ab Sonntag mit David und Francis in die Volta Region wollte, um dort für ein paar Tage einen anderen Pater zu besuchen. Taxifahrt war wieder super-gequetscht. Hat aber der Fröhlichkeit net geschadet.

Im Taxi von Kintampo nach Girma

In Girma angekommen sind wir dann nahtlos weiter ins Benediktiner-Kloster Kristo-Buase, etwa ne halbe Stunde von Grima entfernt. Dort gabs Retreatment für die Katechisten aus den Outstations, neue Vorstände wurden gewählt und ne Andacht gabs auch.

Hat ne ganze Weile gedauert, die wir uns teilweise mit Umherstreifen versüßt haben -im wahrsten Sinne des Wortes. Die Mönche verdienen nämlich ihr Geld mit den Plantagen, die sie auf ihrem Grund und Boden bewirtschaften. Ewig weit erstreckende Cashewkern-Plantagen, Bananen, Mangos, Sternfrüchte, Orangen und, und, und.


Ich hab das erste mal in meinem Leben rote Sternfrüchte gesehen und Mongos vom Baum gegessen...ohhh...wie im Paradies. Wir sind dann auch noch auf eine Hügelkette gekrakselt – wobei ich als Flachländnerin den beiden Bergziegen gegenüber echt im Nachteil war. Aber die Anstrengung hat sich bei der Aussicht echt gelohnt.Am späten Nachmittag dann wieder zurück, haben den Abend ruhig ausklingen lassen. Am nächsten Morgen hatte ich dann ein längeres Gespräch mit Francis über die Schule – auch dieser Besuch war also nicht reines Vergnügen...Er war nämlich während es Baus der Schule Gemeindepfarrer in Bamboi und hatte so einiges zu erzählen und konnte mir bei der Klärung von Fragen helfen, die sich bei mir in den letzten Wochen angestaut hatten. War also sehr ergiebig.
So gegen drei haben mich dann die Jungs nach Kintampo gebracht, von wo aus ich ein Taxi nach Bamboi genommen habe. Eine Katastrophe, sag ich euch. Wir hatten erst die ganze Zeit Probleme mit der Kupplung, worauf der Motor immer mal wieder ausgegangen ist. Dann ist der rechte Vorderreifen geplatzt...wir hatten natürlich keinen Ersatzreifen dabei. Das hieß also warten auf das nächste Taxi, um Hilfe zu erfragen. Das kam dann auch nach einer viertel Stunde und der Fahrer hat uns bereitwillig einen Ersatzreifen gegeben, bei dem man an einer Stelle eine gute Sicht auf die Schicht unter dem Gummi hatte – also kein Profil – und der dann auch nur von zwei Muttern am Auto gehalten wurde. Na ja, er ist dann netter weise noch hinter uns her gefahren, was sich als äußerst hilfreich erwies, denn nach ca. 500 Metern ist dann wieder der Motor ausgegangen. Der Fahrer aus dem Taxi hinter uns – etwas älter und erfahrener als unser Jungspunt – hat dann kurzerhand das Ruder übernommen und den anderen dann mit seinem Taxi schon mal nach Bamboi geschickt. Nachdem er am Motor rum gewerkelt hat, lief der zumindest wieder. Nach 10 Minuten ist dann der linke Vorderreifen geplatzt. Da wir natürlich immer noch keinen Ersatzreifen hatten, hieß es also wieder warten – allerdings um einiges länger als beim ersten mal, da es schon langsam anfing zu dämmern und ab fünf eigentlich keine Taxis mehr fahren. So, irgendwann ging dann die Fahrt weiter. Nach einem Schlagloch ist uns dann die Motorhaube gegen die Windschutzscheibe geknallt – ein Glück, dass uns da gerade keiner entgegen kam, wir konnten da nämlich nüscht mehr sehen. Das hat dazu geführt, dass unsere Windschutzscheibe kurz vorm bersten war – noch mehr Sprünge, als sie eh schon hatte. Ich bin mir auch net ganz sicher, ob das wirklich Sicherheitsglas ist, was die da als Windschutz benutzen. Der Taxifahrer – dem das Taxi, wer mir vorhin net folgen konnte, nicht gehörte, sondern der nur netter weise geholfen hat (er hat mir gesagt, dass ich das Foto nur zeigen darf, wenn ich ausdrücklich dazu sage, dass das NET sein Taxi ist) – hat dann zu mir gemeint, dass ich nun wirklich in Afrika angekommen sei...

Also, ich bin ganz froh, dass nix schlimmeres passiert ist. In den letzten paar Wochen sind hier nämlich einiges an Unfällen passiert, was unter Anderem auf den wirklich erschreckenden Zustand der Fahrzeuge zurückzuführen ist. Hier eine kleine Auswahl:

1. Letztens ist n Trecker mit Anhänger mit ner Trauergemeinde (um die 40) auf dem Weg nach Kintampo den Berg hoch und leider auch wieder runter - allerdings rückwärts (Bremsen kaputt). Alle tot.
2. Neulich war hier riesen Gewitter. Irgendwo zwischen hier und Techiman hats ne Überlandleitung gekappt, die ist dann auf ein Taxi, 5 wurden gegrillt (irgendwie hab ich gehört, da sollen mehr in dem Taxi gewesen sein, also noch Überlebende) - versteh ich allerdings net, wie das bei nem faradayschen Käfig passieren kann...na, wer weiß, aus was die Autos hier sind...und wenn die Löcher haben - Prost Mahlzeit. (Papa, willste dazu vielleicht mal nen Kommentar schreiben oder erörtern wir das dann über Skype? Da haben dann allerdings die anderen nix von ;-))
3. Kurz nach Girma hat es vor drei Wochen nen total überladenen (40 Tonner mit 60 Tonnen drauf, wie die hier halt alle rumfahren) LKW zerrissen, was noch net wirklich schlimm ist. Allerdings hat der Bursche sein Ding net vonner Straße geräumt, was dazu geführt hat, dass die Ladefläche die ersten fünf Sitzreihen eines Busses geköpft hat und danach ist irgendwann noch ein Kia rein, allerdings ohne Tote.
4. Letzte Woche ist in ein Tro Tro von hinten ein Motorrad rein – keiner weiß, wieso der nicht einfach überholt hat. Eventuell war der Fahrer betrunken oder das Tro Tro net beleuchtet. Hat den Fahrer und den Beifahrer allerdings 'nur' gebrochene Hände und Arme gekostet.
5. Ende letzten Monats hat ein Bus einen Unfall mit einem dieser LKWs gehabt, die so hoch beladen wie lang sind...27 Menschen hat das das Leben gekostet.

Nun ja, ihr seht, hier ist viel los – vor allem, was Unfälle betrifft. Die meisten hätten wohl verhindert werden können, wenn die endlich mal verstehen, was Instandhaltung bedeutet und die eventuell auch mal an die Zukunft denken und nicht immer nur im Jetzt leben – von wegen vollkommen überladenen LKWs anstatt vielleicht mal zwei mal zu fahren und damit Zeit, Benzin und vielleicht auch Todesfälle zu sparen. That's Africa....

2 Kommentare:

  1. wie, du hast mongos gegessen??? und dann auch noch vom baum geschüttelt..tststs...;-)

    AntwortenLöschen
  2. :-P da steht nix von schütteln, die haben wir mit nem Stock runtergeschlagen, die mOngos...hat dein adlerauge also diesen winzigkleinen fauxpas entdeckt...jut, ich lass es mal so stehen, wa?!

    AntwortenLöschen