Samstag, 27. Juni 2009

Murió el rey del pop

Traurig, traurig aber frueher oder spaeter musste es ja soweit kommen - bei dem Lebenswandel. War an Jacko eigentlich noch irgendetwas echt? Auf jeden Fall war er mal ein grossartiger Kuenstler. Uebrigens, weil ich gerade beim Thema bin, hier in BA hab ich meinen ersten Toten gesehen. Ist vielleicht kein schones Thema fuer meinen Blog, aber ich fand die ganze Szene irgendwie ziemlich erschreckend. War gerade mit Claire auf dem Weg zurueck zum Hostal, als wir an einer auf dem Boden liegenden Person mit ner Plastiktuete uebern Kopf vorbei gekommen sind, die direkt neben dem Eingang vom Cafe Tortoni lag. Neben ihr standen rel. weit weg ein Polizist und ein Kellner vom Cafe Tortoni - total unbeteiligt und mit verstohlenen Blicken zu der Person. Ich dachte eigentlich, dass es einfach nur wiedermal irgendein Obdachloser waere, der sich zum schlafen an die Wand gelegt hat, nur die Plastiktuete uebern Kopf hat mich etwas irritiert und seine Kleidung...Drei Haeuser weiter standen dann im Eingang eines Kiosks zwei Frauen mit Traenen in den Augen, die irgendwas mit "wirklich tot" geredet haben. Die ganze Szenerie hat mich ganz schoen traurig und nachdenklich gemacht. Der arme Kerl lag da wie zufaellig abgelegt, mit ner grauen Plastiktuete uebern Kopf damit sein Anblick die Passanten nicht verschreckt, auf einem Gehsteig, auf dem kalten Boden, total anonym und ziemlich alleine. Keiner da, der ihn geliebt hat, keiner da, der ihn kannte und um ihn weint. Wie schlimm kann es einen wohl treffen in den letzten Sekunden des Lebens? Zweifels ohne gibt es bessere Orte um zu sterben...Grossstadttod kann ganz schoen furchtbar sein.
Genug davon. Faellt mir jetzt etwas schwer, eine gute Ueberleitung zu finden...
Morgen gehts nun also weiter. Richtung Sueden, nur net ganz so weit, wie ich es erst geplant hatte. Ich bin immer noch erkaeltet und hab es deswegen fuer vernuenftiger gehalten, dem tiefen Winter erstmal aus dem Weg zu gehen. Fahr morgen nach Puerto Madryn - 20 Stunden im Bus :). Hoffe, dass ich dort die Chance habe, Wale zu gucken und mit Seeloewen zu tauchen. Patagonien (wobei Puerto Madryn den noerdlichsten Zipfel darstellt) werde ich machen, wenn ich irgendwann im Sommer wiederkommen sollte ;).
Die letzten paar Tage ist net sonderlich viel passiert in BA. Ich war beim Friseur, was ein echter Akt war, dafuer aber mit umgerechnet 13 Euronen fuer nen Top-Friseur echt juenstitsch. Na, ihr wisst schon: Frauen und ihre Haare. Also, ich sehe jetzt net aus, wie Halle Berry in "Die another Day", aber mein schwuler Coiffeur hat mir vorne die Haare etwas zuuuuu kurz geschnitten, wodurch sie jetzt immer vom Kopp abstehen, wenn ich sie net an den selben festtacker. Ich nenn das jetzt einfach mal Kollateralschaden oder "Lost in Translation". Es waechst ja wieder und bis dahin trag ich halt Muetze. Hab mir uebrigens eine zweite gekauft - so eine mit Ohrenklappen und Bommel. Wenn ich wuesste, dass meine Eltern sowas tragen wuerden, dann wuerd ich fuer die auch welche importieren, weil die echt warm sind - so aus Lamawolle :). Aber vielleicht bring ich dem Erle eine mit...hihihi...
Nach meinem Exkurs in die Friseurwelt fernab der Heimat - eins muss ich ihm lassen, es war der schnellste Haarschnitt meines Lebens! - hab ich dann auch gleich mal das ansaessige Deutsche Krankenhaus ausprobiert. Alleine schon deshalb, um alle Huerden eines Auslandsaufenthaltes zu meistern. Der Name ist etwas irrefuehrend, dort spricht kein A... deutsch. Dafuer isses privat und die Preise sind ziemlich deutsch. Mal zur Aufklaerung: Eigentlich ist die medizinische Versordung in Argentinien gratis, wodurch sie vor allem in den Grenzregionen Probelme mit Krankenhaustourismus haben - oder wie man das nenne moechte. Hier stimmt ausnahmsweise mal die Weisheit, dass alles was umsonst ist, auch schlecht ist...Und da Genni BA in guter Erinnerung behalten moechte, hat se sich doch gleich mal ne Behandlung fuer mehr als nur nen feuchten Haendedruck geleistet. Ich hatte nix schlimmes, wollte nur endlich meinen Husten los werden. Damit taucht sichs net so gut...
Joa, und sonst keonnte ich euch mal von meinen Begegnungen mit anderen Reisenden hier im Lime House erzaehlen. Hier sind naemlich ganz schoen kuriose Typen unterwegs.
Fangen wir mal chronologisch an mit Jimmy. Jimmy heisst eigentlich James und ist bzw. war ein irischer Chefingenieur auf nem Schiff mit "four fucking stripes", wie er mir ungefaehr 10 mal erzaehlt hat, wodurch er, wenn der Kapitaen ausgefallen waere, ihn haette ersetzen duerfen. Er hat mir leider mehrere Dinge mehrmals erzaehlt - z.B. das Mombasa in Kenia liegt, was ich spaetestens seit der Begegnung mit ihm nie, nie wieder vergessen werde. Er war Ende 50 Anfang 60 und wie es sich fuer einen richtigen Iren gehoert, staendig betrunken. Und mit "staendig" meine ich staendig. Er hat mir irgendwann beim Fruehstueck mal erzaehlt, dass er wohl die eine Flasche Rum vom letzten abend nicht haette alleine trinken duerfen....Ich haette ihn wirklich gerne mal nicht betrunken erlebt, dann haette er bestimmt interessante Geschichten zu erzahlen gehabt. Nun ja, Jimmy wurde 5 mal beraubt, dreimal davon wurde ihm seine Kamera gestohlen, einmal das Messer, mit dem er sich haette verteidigen wollen. Beim letzten Raub hat er versucht mit einer Transe anzubandeln, die auf einer Bank in einem Park sass. Dabei hat er nicht beachtet, dass nicht nur der obere Teil der Bank besetzt war, sondern auch unter der Bank jemand lag. Und schwupps - die Kamera war wech. Er kann einem nur leid tun...Er hat z.B. eine Freundin auf Kuba. Als ich das Foto gesehen habe, hab ich versucht ihm vorsichtig zu erklaeren, dass das eine Nutte ist. Das hat er mir net geglaubt ( so nebenbei: es war sehr offensichtlich). Irgendwie hat sie Zugriff auf sein Konto...bzw. er schickt ihr immer nen ganz schoenen Batzen Kohle. Er hat mir erzaehlt, dass sie ihm gesagt hat, dass er net nach Kuba kommen darf, weil er sonst verhaftet wird (also, er wird ganz bestimmt net verhaftet, wenn er nach Kuba geht - wieso auch...), und jetzt hatta Angst, sie zu besuchen. Ich befuerchte, sie ertraegt fuer kein Geld der Welt mehr diesen armen, sturzbetrunkenen Jimmy. Er ist vor ca. drei Wochen weitergezogen Richtung Pazifik und hat seinen Rucksack hier eingelagert. Ich befuerchte, er weiss gar net mehr, dass der hier ist. Armer Jimmy.
Neben Alki-Freunden hab ich jetzt auch neue Drogen-Bekannte... (keine Angst, ich bin weit davon entfernt, so Zeug auszuprobieren). So Drogen sind hier ganz schoen in, weils so leicht ist, an sie ran zu kommen. Dadurch ist Suedamerika, genau wie uebrigens auch Suedostasien, natuerlich immer eine Reise wert fuer Personen, die z.B. Kokain verfallen sind. Oder so Halluzinogenen und so Zeuch. Tom z.B. war so ein Prachtkerl. Der kam aus Vancover, hat japanische Vorfahren und ich tue ihm noch einen gefallen, wenn ich ihn als Grumpy-Old-Man bezeichne. Um Ende 40, Kopf kahl geschoren, 5 Piercings im Gesicht (hab ihn net nach weiteren gefragt...), ne fette Schlange auf der linken Wade, auf der rechten etwas undefinierbares, im Nacken ein Plattenpiercing und drueber in japanischen Schriftzeichen "Free Spirit" taetowiert. Sich mit ihm zu unterhalten war ganz schoen anstrengend, weil er neben seiner keine andere Meinung akzeptiert hat. Der hat gerne mal die ein oder andere Nase genommen und nebenbei mal ganz gerne einen durchgezogen. Ich hab den nur high oder stoned erlebt und zum Schluss meinte er zu mir, dass er glaubt, dass er ein Problem hat...Von der Sorte sind mir hier einige begegnet, allerdings weniger einsichtig.
Dereck hat ne andere Story und wird nur erwaehnt, weil dem was echt beschissenes passiert ist. Dereck kommt aus Neuseeland, eigentlich issa Englaender. Also, vor ein paar Tagen fotografiert der so vor sich hin am Plaza de Mayo, als ihm ein Typ ueber den Weg laeuft. Die kommen ins Gespraech, es stellt sich heraus, dass der Typ aus Venezuela kommt. Sie verbringen den Tag miteinander, laufen son bisschen durch die Gegend in Puerto Madero, landen schliesslich in La Boca um etwas zu essen. Teilen sich ne Flasche Wein. Das naechste, woran sich Dereck erinnern kann, ist, dass er an dem Bankautomaten steht und zu dem Typen sagt: Hey, that´s my money. Dann hat er einen erneuten Flash-back im Internet Cafe neben unserem Hostal und dann issa am naechsten Tag nach ca. 24 Std. Schlaf in seinem Bett aufgewacht. Wie er von La Boca ins Lime House gekommen ist, weiss er net mehr. Nachdem er seinen Kontostand ueberprueft hat, musste er feststellen, dass ihn sein neuer suedamerikanischer Freund um 3000 Peso erleichter hat, bzw. 2100 Peso, denn 900 Peso hatte er in seiner Geldboerse. Joa, da hat ihm wohl jemand was in den Wein gemischt. Wohl so liquid Ecstacy Kram, oder so etwas. Und der Typ muss wohl nen Komplitzen im Restaurant gehabt haben, da Dereck ihn keinem Augenblick mit der Flasche allein gelassen hat. Jaja, und die Moral von der Geschicht? Traue keinem Fremden nicht! Oder wie?
Also, neben Suechtigen jeder Art und kleinen Naivlingen treffe ich natuerlich auch "normale" Menschen hier - aber da die "normal" sind, sind deren Geschichten net ganz soooo "anders"...

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