Heute ist Freitag, seit fast einer Woche läuft mein Ghana-Projekt jetzt schon. Ein Grund, wieso ich beschlossen habe, mich mal um eine Internet-Connection zu kümmern…wie ihr seht, da ich auch diesen Eintrag nachträglich ins Internet stelle, nur mit mäßigem Erfolg . Der Tag beginnt hier wie jeder andere bislang auch: um halb sechs werde ich von einem dieser vermaledeiten Hähne geweckt, die alle samt eine Stimmbandoperation nötig haben, da sie klingen, als würde jemand in einen Blecheimer reinröhren. Echt besorgniserregend. So gegen sieben (wir sind eine Stunde hinter euch) krabbel ich dann hinter meinem Moskitonetz hervor und gehe den Tag gaaaanz langsam an. Gegen acht ist dann Hege mit dem Frühstück fertig und Father (so nennen den Pater Aurelio hier alle) ist dann auch schon von einem seiner Messen aus einem der Villages zurück. Hege ist hier Köchin und Hausmädchen in einem, sie ist 22 Jahre alt und war mal eine von Fathers Schülerinnen in der Primary School. Während des Frühstücks erzähle ich Aurelio, was ich so alles am Tag vorhabe und er überlegt dann, wobei er mich begleiten kann und gibt mir Auskunft über seinen Tagesplan. Nach dem Frühstück setze ich mich meistens auf einen der kleinen Holzhocker neben die Küchentür und gucke den Hühnern beim picken zu, während Hege in der Küche rumfeudelt und mir dabei allerhand Geschichten aus dem Dorf erzählt. Wir verstehen uns ausgezeichnet und sie scheint ganz froh zu sein, dass sie jemanden zum unterhalten hat. Gegen neun setze ich mich dann an den Schreibtisch, guck meine Dokumentation durch, tippe Gesprächsprotokolle, beschäftige mich mit dem Projektplan, werkel an meiner Ausgabenliste rum, schreibe soweit es geht am Bericht und überlege die nächsten Schritt und kalkuliere so ein bisschen rum, außerdem verfasse ich seitenlange Mails im voraus oder schreibe an meinen Blogeinträgen. Na ja, eigentlich mache ich das alles nicht ab neun, sondern es verteilt sich über den ganzen Tag. Meist geht’s gegen 10 auch immer schon irgendwo hin. Heute ging es z.B. mit Hege ins Dörfli zum Mittagessen einkaufen. Ich habe wie immer für Aufsehen gesorgt, woran ich mich, muss ich zugeben, relativ schnell gewöhnt habe und mittlerweile ignoriere. Wir haben Fisch eingekauft und Kenkey – gesäuerte Maisbällchen in Bananenblättern. Nach dem Essen, so gegen halb zwölf, hab ich mich ein Stündchen zurückgezogen um dann gegen eins mit Hege nach Kintampo zu fahren um endlich mal eine Mail an den Ghana-Arbeitskreis zu verschicken, in dem ich den Mitgliedern schildern wollte, was bislang alles passiert ist und vor allen Dingen, was Mr. Pagaa mir berichtet hat. Nachdem wir nach einer halben Stunde Fahrt in einem sehr, sehr kleinen, verrosteten, mit mehreren Sprüngen in der Windschutzscheibe ausgestatteten Daewoo-Taxi in Kintampo angekommen sind, mussten wir uns erst mal nach dem Internet-Cafe durchfragen. Kintampo ist eine Kleinstadt, eigentlich sollten die Leute wissen, wo sich hier was befindet. Als wir eine Gruppe von drei Jugendlichen angesprochen haben, haben alle drei in drei verschiedene Richtungen gezeigt – hab mich ein bisschen wie bei Loriot gefühlt. Nach ein wenig rumirren haben wir schließlich den Ort der Begierde gefunden. Fünf Rechner gab es, von denen zwei aus waren und die restlichen drei besetzt oder keine Internetverbindung hatten. Internet gab es da nur übers Modem - also gaaaaaanz laaaangsam…bis es dann eben ganz aus ging und auch nicht wieder an. Ich hatte nicht mal die Chance, eine meiner Mails zu lesen, geschweige denn, eine zu verfassen. Die Frau, die für das Ding verantwortlich war, hat uns nach Girma (so hat es sich angehört, Ortsschild gabs nicht…) geschickt, da sei noch ein Cafe. Also wieder Taxi suchen, wieder ein Daewoo, und los ging‘s. Eine der Frauen (ach ja, wenn man hier Taxi fährt, dann nie alleine, die warten immer, bis es voll ist) wollte zufällig auch ins Internet-Cafe. So, dieses Internet-Cafe war noch kleiner und nur ein Rechner hatte Internetverbindung. Der Betreiber meinte, die hätten seit einer Woche Probleme mit dem Internet und man müsste das jetzt über eine Prepaid-Karte fürs Handy machen. Nachdem erst die Internetverbindung fünfmal deconnected wurde und dann auch noch der Strom ausfiel habe ich es zumindest geschafft, die schon vorgefertigte Mail nach MD zu schicken. Dafür hab ich jetzt einen Virus auf meinem Stick…
Das erste Mal an diesem Tag wurde ich von dem Betreiber an diesem Tag beschissen, der doch tatsächlich 5 Cedi für den Spaß wollte. Normal wären vielleicht 80 Pesewas – 1 Cedi für eine Stunde. Ich war ne halbe da und davon vielleicht 15 Minuten mit dem Internet verbunden. Auf Diskussion hatte ich keine Lust, dafür war ich zu müde und zu enttäuscht, aber ich hab ihm gesagt, dass es mit dem Preis ne gute Kundin und damit gutes Geld verloren hat…Aus dem Weg von Girma nach Kintampo hat es zu allem Überfluss angefangen, zu regnen. Wie zwei begossene Pudel haben wir also ein Anschlußtaxi nach Bamboi gesucht. Das zweite Mal an diesem Tag wurde ich dann von dem Taxifahrer beschissen, der mit gebeten hat, dass doch bitte noch einer neben mir auf dem Beifahrersitz sitzen darf, weil noch zwei Personen mit möchten, die dann allerdings schon im nächsten Dorf aussteigen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon drei Passagiere und ein Baby. Ich habe, nachdem er meinte, die armen Schweine würden sonst nicht nach Hause kommen, eingewilligt. Ich Esel! Also, eingestiegen sind drei Männer. Hinten saßen demzufolge 4 Personen und ein Baby und vorne mit Fahrer drei – wieder ein Daewoo. Es gab bei „Wetten, dass…!?“ mal eine Saalwette, bei der gewettet wurde, wie viele Menschen in einen VW Käfer, oder so, passen…so ungefähr könnt ihr euch das vorstellen. In dem nächsten Dorf wurden dann auch nicht zwei raus gelassen, sondern nur einer, was bedeutete, dass ich und Hege vorne zusammengequetscht eine halbe Stunde quasi auf dem Fahrer drauf saßen. Ich saß mehr oder weniger auf dem Schaltknüppel…während wir die Buckelpiste von Kintampo nach Bamboi zurückgefahren sind – bei einem sintflutartigen Regen. Der Fahrer hatte immer wieder mit nem verdammt frechen Grinsen gefragt, ob alles alright wäre…Worauf ich dann irgendwann meinte: Do you think this is fun? U know what would be really funny? If I gonne leave u without paying for that torture... Darauf hat er dann wenigstens nicht mehr gefragt, wie es mir geht. Nachdem wir dann endlich diese Quetschkommode verlassen durften, haben wir noch einen kurzen Abstecher zu Hege gemacht, die sich umziehen wollte. Sie lebt mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in einem dieser traditionellen Lehmhütten. Hege hat mich allerdings draußen vor der Tür geparkt. Auf dem Weg zurück zur Mission hab ich dann ohne etwas dafür zu können ein Kind zum Weinen gebracht. Schlichtweg meine Anwesenheit hat ihm soviel Angst gemacht, dass es nur da stand und furchtbar angefangen hat zu schreien und zu heulen. So schlimm bin ich doch nun auch wieder nicht… und alles nur, weil ich ein bisschen heller bin.
Damit war der Tag auch schon vorbei. Abends essen, kurze Dokumentation und Absprache mit Aurelio und dann zeitnah ins Bett. Afrika macht müde.
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