Tamale ist die nächste Großstadt hier im Norden Ghanas. An und für sich ist es hier recht schön, nur dieses Verkehrschaos ist echt anstrengend.
Trotz noch immer kaputtem Auto haben wir uns entschlossen, am Dienstag nach Tamale zu fahren um endlich das Equipment für das Internet Cafe zu besorgen. Father Aurelio hatte wie immer früh Gottesdienst – er hält jeden Tag Gottestdienst, weil er mehrere Villages hat und nicht jeden Sonntag 10 Gottesdienste abhalten will, verteilt er sie über die Woche. Gott ist schließlich überall und immer, Anfang und Ende (auch der Woche ;)).
Wie zu erwarten war musste ich mal wieder auf ihn warten, wodurch sich unsere Abfahrt um eine allerdings lächerliche halbe Stunde verzögert hat – sonst isses mehr...
Gefahren sind wir drei Stunden, benötigt haben wir vier. Irgendwo nach Buipe kam das Auto zum erliegen. Zu Buipe muss ich euch aber erst was erzählen. Buipe liegt an einem der Flüsse, die in den Volta-Stausee – eines der größten, wenn nicht das größte, Binnengewässer Afrikas – fließt. Hier ist zum einen Öl-Umschlagplatz für die gesamte nördliche Region. Außerdem wohnt hier der Oberhäuptling. Er ist der, der die anderen Häuptlinge für diese Region ernennt. Wenn diese einmal ernannt worden sind, dann dürfen sich die beiden nie, aber wirklich nie wieder sehen – das ist wörtlich gemeint. Sollte der eine den anderen jemals zu Gesicht bekommen, wird einer von den beiden sterben. So, wenn der Bischof, zum Beispiel, die beiden sehen muss um irgendwas zu besprechen, haben wir ein Problem. Das wird so gelöst, dass einer nach dem anderen die 'Arena' betritt, währenddessen gibt’s ne Sichtsperre, dann setzten sich die beiden so hin, dass sie mit dem Rücken zueinander sitzen. Komische Traditionen hier. Da die Leute hier daran glauben, konnte auch noch nicht bewiesen werden, dass das net stimmt...hat sich halt noch keiner getraut.
Also, liegen geblieben kurz nach Buipe. Das war nervig und hat auch lange gedauert, bis wir wieder startklar waren. Das Auto kommt Donnerstag in die Werkstatt, dafür sorge ich.
In Tamale angekommen sind wir dann erstmal zum MTN Shop. MTN ist der Provider, für den wir uns für unsere Internetverbindung entschieden haben. Doing Business in Africa ist für Frauen mal voll fürn Arsch. Der Typ, Mohammed – keine Vorurteile!- hat mich auf einen Stuhl gesetzt, der hinter seinem Bildschirm stand, so das ich nicht besonders viel von dem Gespräch zwischen ihm und Aurelio mitbekommen konnte. Das ging mir irgendwann so gegen den Strich, dass ich kurzerhand seinen Bildschirm zur Seite geschoben habe und ihm erklärt hab, dass wenn er Geld für sein Zeug haben will, er auch mit mir sprechen müsste. Das führte zu betretener Stille. Es war jetzt nicht so, dass es irgendetwas gebracht hätte, ihn so anzufahren...aber Genugtuung hat es verschafft. Die muss ich mir hier erstmal erziehen. Jaja, ich weiß...cultural sensitivity blabla...sry, kann da net aus meiner Haut! Nachdem wir die Formalitäten geklärt hatten, sind wir zur Bank. Dort gab es erstmal ein tüchtiges Hin-und-Her, wo ich denn jetzt hin müsste. Als ich dann am richtigen Tisch stand, hat mich die Dame nicht verstanden, bzw. wollte mich net verstehen. Stattdessen hat sich mit Briefen rumhantiert während ich ihr erklärt habe, was ich wollte – als ob unsere Kommunikation sich nicht schon schwierig genug gestaltet hätte. Ich hab ihr erklärt, dass ich mit meiner Visa-Karte Geld abheben möchte, dass der Automat draußen nicht funktioniert und dass in in GHC einen Betrag abheben möchte, der äquivalent zu 1000€ ist. Weiß nicht, was daran so schwer zu verstehen war. Sie meinte, das ginge nicht...wieso, hab ich aber erst später herausgefunden. Sowieso hat mich ihr Desinteresse so was von aufgeregt, dass sogar meine Ader an der Stirn hervorgetreten ist. Spürbar. Das hat noch keiner vorher geschafft. Respekt! Also hab ich mich wieder in die Schlange vom Anfang gestellt. Der Dame am Schalter hab ich dann erklärt, dass die andere Dame da am Tisch mich net versteht und ich Hilfe brauche. Dann ist die Dame vom Schalter mit mir zum Tische gegangen, hat der Dame am Tisch erklärt, was ich will...die hat mir erklärt, dass wir den Betrag, den ich in Euro möchte, erst in Dollar umrechnen müssen, weil das die Währung ist, nach der sie umrechnen. Aha. Aber ich könnte eh nur höchstens GHC 1500 pro Tag abheben (ca. 900€)...na jut, net so schlimm. Ich ihr also Pass und Karte gegeben. So, die ging dann in ein stille Kämmerlein, kam zurück und meinte auf meiner KREDITkarte wäre kein Geld. Ich weiß, dass ich einen Kreditrahmen von täglich mindestens 1000€ habe, dass hab ich so eingerichtet. Also, ich Papa angerufen. Den armen hab ich dann erstmal am Telefon zusammengestaucht – obwohl er eigentlich nix dafür konnte. Mit tat das danach dann auch ganz furchtbar Leid. Er hat dann auf mein Konto geguckt und meinte, 500€ müsste ich noch abheben können. Ich also wieder rein, 500€ bestellt bzw. $ bzw. GHC. Ging och nicht. Papa wieder vollgequäkt, der hat dann Geld umgeschichtet und meinte, das Geld müsste bis morgen auf meinem Konto sein. Also eine Nacht in Tamale verbringen. Hab nix gegen Spontanität, hätt ich nicht dummerweise mein Malaria Mittel in Bamboi liegen lassen – konnt ja net ahnen, dass das so schief geht. Na ja, mal sehen, was daraus wird.
Ich habe in einer Lodge übernachtet, etwas außerhalb von dem Stadtlärm. Aurelio war bei einem Freund. War ganz nett in der Lodge – bis ich geduscht habe. Das Duschen sah so aus: der Duschkopf war zur Hälfte verkalkt, was dazu führte, dass das Wasser aus nachgezählten 9 Löchern kam. Nicht aber im Schwall, sondern eher intervallartig und in 9 verschiedene Richtungen. Hätt' ich in die Luft gespuckt und wär' drunter durch gelaufen, hätte das den selben Effekt gehabt. Dementsprechend lange hat das auch gedauert. Zumindest wusste ich nach der Dusche, wozu die beiden Eimer da rumstanden. Ein kleiner und ein großer – wohl sollte man im großen über Nacht das Wasser einfangen und mit dem kleinen dann morgens das Wasser über den Körper schöpfen...oder so. Ich habe quasi im Luxus geschwelgt und hatte einen Fernseher in meinem Zimmer mit sage und schreibe drei Programmen verteilt auf neun Knöpfen – die Zahl ist magisch. Ein Wrestling-Programm, weil ich so ein großer Freund davon bin, hat mich das besonders gefreut---uuhaaahaaa---, ein Programm, dass hieß Love World – net, was ihr jetzt denkt! - das war ein Bibelkanal auf dem sie über Gott getalked haben und Werbung für ein Healing-Seminar gemacht haben. Priest Chris kann nämlich durch Handauflegen Lahme zum sehen, Blinde zum gehen und Taube zum laufen bringen – oder so ähnlich ;-). Na ja, solang die net erzählen, dass sie AIDS heilen können, wie es andere obskure Kirchen hier in Afrika propagandieren, solls mir egal sein. Die hatten eine Frau da, die neulich erst geheilt worden ist und sich jetzt wieder zur linken Seite legen kann...Auf dem dritten Programm kamen Nachrichten aus Südafrika.
Ich habe also den Abend meines Geburtstages mit den Resten meines Club-Sandwiches vom Abendbrot, einer Dose Cola gegen die Bauschmerzen und Südafrikanischen Nachrichten verbracht. Etwas gestunken hab ich auch, weil das mit dem Duschen ja net so geklappt hatte. Aber bitte, kein Mitleid: Ich wollte es so. Ich feire mein 26stes Lebensjahr nach – mit Freunden, so, wie sich das gehört. Wenigstens hing ich nicht in der Australischen Wüste ab, wie Philli damals bei seinem Geburtstag.
Am nächsten Tag lief alles gut ab. Die Dame vom Tisch in der Bank hat mich noch verarscht, weil sie nach dem Anruf zur Autorisierung meinte, es wäre immer noch kein Geld auf dem Konto. Da stand ich kurz vorm Nervenzusammenbruch. Die blöde Kuh hat dann gelacht, meinte, sie wollte schon immer mal ne Weiße weinen sehen – ich hab net geheult, muss ich dazu sagen! - und hat mir die 1500 GHC ausgezahlt. Wir haben dann die 4 GPRS fähigen USB-Sticks abgeholt und sind Heme gefahren. Ja, und nun sitz ich hier, einen Tag später, und freu mich über mein Internet! Endlich ist Genni wieder connected to the world!
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Man man man, bin schon ein bisschen froh, dass ich hier auf der anderen Seite des PCs sitze...datt sind Stories :-)
AntwortenLöschenWie Josi schon geschrieben hat - PASS BITTE JUT AUF DICH AUF und wenn nich komm wieder! Wir reden auch nich so hinter deinem Rücken wie über Tanja als sie ihr Projekt "Miami und ich heirate einen..." nich durchgehalten hat :-) *Knutscha an Mutti Zwetschga :-) ***
Also Genni-Maus, hau weiter inne Tasten und lass dich da nich dumm machen :-)
Knuddel dich
Ja ne ist klar....keine Angst, wenns ganz brennzlich wird, steig ich in den nächsten Flieger und bin dann wieder in der Heimat. Momentan ist alles soweit roger - aber man weiß ja nie: nach der malaria ist vor der malaria...
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