Mittwoch, 18. Februar 2009

Sonntag, 01.02.2009: Ghana, oder: Die Entdeckung der Langsamkeit...



Da bin ich wieder- gesund, munter...Tut mir Leid, dass das so lange gedauert hat. Mit der Internetverbindung war es echt schwierig hier. Aber ich war jetzt in Tamale und hab mir Internet für ein kleines Internet Cafe besorgt, dass ich hier plane...lest weiter oben mehr! Und ich werde euch gleich vorwarnen – die Einträge werden nicht kürzer, dafür allerdings seltener ;).
Also, seit Samstag, den 31.01. bin ich nun in Ghana. Die Flüge waren relativ anstrengend. Im Flugzeug von FFM (oder für die, die immer noch net wissen, was ich meine: Frankfurt am Main) nach Addis saß ich neben so nem Typen...na ja, wie soll ich das ausdrücken...hätten wir einen Film gedreht und wären wir abgestützt und er wäre einer der Überlebenden gewesen, der sich auf eine einsame Insel hätte retten können, wäre er der gewesen, der durch seine ständigen Alleingänge Marke „Ich weiß eh alles besser“ die gesamte Gruppe immer wieder in Gefahr gebracht hätte – genau so einer war das! Unsympathisch! Den einzigen Nutzen, den er für die Gruppe gebracht hätte, wäre im Zweifelsfall der als letzte Essensration gewesen. Furchtbar. Der hat schon nach Alkohol gestunken, als er eingestiegen ist. Dann hat er ständig die Flugbegleiterinnen blöd angemacht, die nun wirklich nix für den Allgemeinzustand konnten...ich hatte ständig sein Knie irgendwo...oder seine Hand...oder seinen Kopf...angesabbert hat er mich, glaub ich, auch und das fast 8 Stunden lang. Zum Schluss hatta nen schönen Einlauf von mir bekommen. Er ist mit nem Veranstalter nach Äthiopien gereist, der Bibelreisen verkauft – so hatta sich allerdings net benommen. Nebenbei hatten wir hohen Besuch an Bord, was unweigerlich zu Verzögerung des Ausstiegs führte, da wir erst unseren VIP-Politiker raus lassen mussten – an nem special Exit mit spalierstehenden Soldaten, rotem Teppich etc. Hat aber nix gemacht, weil mein Anschlussflug nach Accra eh Verspätung hatte. Mit ner Zwischenlandung in Togo, wo mich die einzige Mücke im ganzen Flugzeug gestochen hat (bei meinem Glück hab ich jetzt Malaria), sind wir dann gegen 15:30h in Accra gelandet. Hab übrigens schon auf dem Flughafen in Accra meinen ersten, von Dani schon im Vorhinein prophezeiten, Heiratsantrag bekommen – vom Zollbeamten. Uiuiui...jetzt war diplomatisches Geschick gefragt, schließlich muss der mich ja ins Land lassen. Da ich aber, auch auf Danis Rat hin, mir einen Ring an den linken Ringfinger gesteckt hatte, konnte ich ihn mit einer bedeutenden Geste auf meinen „Ehering“ abwimmeln – aber sonst natürlich gerne jeder Zeit! ;)
Draußen wurde ich auch schon vom Driver-Caretaker Jirma vom Good Shepard erwartet. Dort hab ich dann die ersten Nächte verbracht...und alle Herzen mit Werther's Echte im Sturm erobert (ohne Zucker für die schlanke Linie). Vor allem anschienen von einem kleinen Dreikäsehoch, der mich mit großen Augen und geöffnetem Mund ungläubig angestarrt hat. Jirma meinte, der hatte Angst vor mir, weil ich so „weiß“ wäre. Kurz darauf, ich saß gerade bei meinen obligatorischen Reis mit Hähnchen Abendessen, kam er mit seiner Mutter wieder, die aufgeregt zu Theresa (Barmädchen), meinte, sie hätte gehört, sie hätten hier eine Halb-Weiße. Das war dann wohl ich...wie ich an ihrem schallenden Gelächter, nachdem sie mich erblickt hatte, deuten konnte. Super – Hallo Identitätskrise! Altes Thema, neuer Ort. Für die Weißen nicht weiß genug, für die Schwarzen net schwarz genug...na ja, jetzt ist die neue Bezeichnung wohl: halb-weiß. In Deutschland bin ich dann halb-schwarz, oder was?---man, man, man, das Leben in einer Grauzone...Also, ich habs ihnen nicht so übel genommen, wie es hier klingt. Eigentlich gar net...das freche Grinsen von dem Kleinen war beschwichtigend genug. Außer mir waren noch zwei Weiße :-P aus Deutschland und Ines aus Kamerun da. Mit den beiden Deutschen hab ich nicht geredet...der eine hat mich an meinen alten Bio-/Klassenlehrer erinnert...Trauma. Ines war sehr nett. (Wer sich jetzt vielleicht über den Namen wundert, Kamerun war mal, wie auch Togo und Namibia, deutsche Kolonie. Ruanda wars auch mal, glaub ich, bis die Belgier die Verwaltung übernommen haben. Mehr haben die Deutschen jedoch nicht hin bekommen in ihrer Kolonialisierungsperiode zwischen 1884 und 1918). Sie arbeitet in Kamerun für eine kanadische Firma, die sich um die Kakao-Bauern kümmert – so Marke Fair Trade, wohl auch in Kooperation mit denen.




Sie war besonders am Women Empowerment interessiert und wollte in Ghana mal gucken, was die so anstellen in Bezug auf Unterstützung der weiblichen Kakoabauern. Ines war wohl zufrieden mit dem, was sie hier vorgefunden hat.
Am Montagmorgen so gegen 4am – ich hab da schon geschlafen...- kam dann Father Aurelio nach Accra, um mich abzuholen. Der hatte noch Father David im Schlepptau. Die beiden sind echt cool drauf und ganz anders, als man es von katholischen Geistlichen glauben würde. Auf Grund ihrer Müdigkeit haben wir davon abgesehen, noch am selben Tag zurück nach Bamboi zu fahren – sind ja doch mal so 10 Stunden. Stattdessen sind wir in die Stadt gefahren, um was einzukaufen. Also, so Handykarte und Geldwechseln. Accra könnt ihr euch vorstellen wie einen riesigen Marktplatz. Überall am Straßenrand stehen selbstgezimmerte Büdchen aus Holz oder Wellblech umringt von allen möglichen Waren, angefangen bei Autos über Sofagarnituren bis hin zu Hundewelpen und Gemüse und Menschen laufen auf der Straße zwischen den an der Ampel stehenden Autos umher mit Gegenständen auf dem Kopf, die sie an den Mann oder Frau bringen wollen. Es ist nicht annähernd so furchtbar wie Kairo – Father Aurelio meinte, gegen Kairo sei Accra first class...der war wohl noch nie in Deutschland ;) - allerdings trotz alldem sehr staubig, laut und voll. In einem Tro-Tro bin ich auch schon gefahren – das ist so ein Kleinbus vollgepfropft bis oben hin mit Menschen. Nicht besonders empfehlenswert – vor allem nicht mit 1000$ im Bauchbeutel, aber gut...man sollte es mal mitgemacht haben.
Der Tag ist relativ ruhig ausgeklungen. Zufällig habe ich Bischof Philip, der Bischof der Diözese Damongo zu der Bamboi gehört, im Good Sheperd getroffen. Der hat mit Pater Clemens zusammen in Münster studiert und dementsprechend haben wir uns ganz nett unterhalten. Am Samstag fliegt er nach Rom und hatte nebenbei noch ne Konferenz in Accra.

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