Mittwoch, 12. August 2009

Pi...Pa....Piscoooo - Valle del Elqui, La Serena

Montag Nachmittag bin ich etwas durch den Wind von der 18-stündigen Fahrt in meinem Hostal El Punto in La Serena angekommen. Das Hostal wurde mir in Arica empfohlen und wird von einem deutschen Ehepaar gefuehrt. Ich muss sagen, ist ist auch eines der schönsten Hostals, in denen ich bislang war. Gleich bei der Ankunft habe ich meine Pläne fuer die Zeit hier klar gemacht. Ich wollte noch gleich am selben abend Sterne gucken gehen in ein nahe gelegenes Observatorium und am nächsten Tag hab ich eine Tour durchs Elqui Tal gebucht. Mit den Sternen wurde es leider nix, weils zu beweolkt war. Sehr schade, da die Gegend hier bekannt ist fuer die gute Sicht auf die Sterne, weil keine Lichtverschmutzung etc. Hier gibts einige von ameikanischen und kanadischen Unis betrieben Sternwarten. Nun ja, denn werde ich meinen kleinen leuchtenden Freunden hier in La Serena wohl nicht naeher kommen als sonst auch. Die Milchstrasse konnte ich allerdings schon gut in der letzten Nacht aus dem Bus erkennen. Da mir leider sehr kurzfristig abgesagt wurde, konnte ich auch nichts anderes fuer den Abend planen. Was nicht sonderlich schlimm war, da ich ganz schön gerädert war. Also nur duschen und ab ins Bett - übrigns in einer ausgezeichneten Dusche, was ich nicht von jeder auf einem Weg durch Lateinamerika behaupten kann.
Der nächste Morgen hat mit einem reichhaltigen Frühstück angfangen, danach ging es gegen acht auf ins Valle del Elqui mit unserem netten Guide Massimo, der super Englisch egsprochen hat. Der Grund war net so super, da er im Exil in Kanada war. Dorthin haben sich viele Chilenen verkrümelt, die es damals Anfang der 70er gschafft haben, vor dr Militärdiktatur Pinochets zu fliehen. Vierzehn Jahre hat Massimo also in Kanada verbracht, zwei Finger von ihm sind allerdings vorher noch in Chile geblieben. Habt ihr gewusst, dass es damals in Patagonien Konzentrationslager gab? Der Spuk hat dann '89 aufgehört. Die Geister scheiden sich noch heute was die Zeit Pinochets angeht. Für die wirtschaftliche Entwicklung Chiles war er ausschlaggebend. Für viele hat er Chile vorm Kommunismus gerettet. Durch die Öffnung für den Weltmarkt hat sich Chile bis heute zum am höchst entwickelten Land in Lateinamerika gemausert. Dummerweise hat er dabei den Menschenrechten nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit geschenkt. Bis heute werden mehrere tausend Menschen vermisst.
Elqui Tal. Das Wort Elqui kommt mal wieder von unseren guten Freunden den Inkas und bedeutet üebersetzt nichts anderes als Canyon. Es ist eine besonders fruchtbare Gegend und wird deswegen intensiv landwirtschaftlich genutzt. Kartoffeln kann man hier z.B. das ganze Jahr über anbauen, genauso wie Erdbeeren. Aber bekannt ist das Elqui Tal für den Weinanbau. Es ist das grösste Weinanbaugebiet in Chile und vor allem bekannt für den Pisco, einen Brandy und Nationalgetränk (Pisco Sour: Pisco, Eiweiss, Zucker und Limonensaft) hier in Chile. Die Pisco-Trauben wurde jedoch vor 400 - 500 Jahren von den Spaniern aus Mexiko eingeführt...(darf man hier aber net so laut sagen...). Was in Argentinien der Malbec ist, ist in Chile der Cabernet Sauvignon...aber nebenbei werden auch Tafeltrauben angebaut, die immer hin 37,5% des landwirtschaftlichen Einkommens sichern. Piso-Rebstöck kann man daran erkennen, dass sie besonders hoch wachsen - verglichen mit den restlichen Rebsorten - da sie ja besonders viel Sonne brauchen für die Süße. Wir sind in eine Weingut gefahren, in dem die Pisco-Traube zu süssem Pisco verarbitet wird. Pisco ist Pisco, wenn er einen Alkoholgehalt zwischen 30 - 43% hat, danach darf man das dann net mehr Pisco nennen, sondern Brandy - ist so festgschrieben. Zur Abschreckung hat uns unsere Guide dann mal ne Probe von nem ca. 70%igen gegeben, der meiner Meinung nach ganz gut zum Putzen verwendet werden könnte. Meine Kehle hat der zumindest ganz gut sauber gemacht. Sieben Monate muss der Pisco mindstens in Fässern aus französischer oder amerikanischer Eiche reifen, bis er dan kredenzt werden kann. Pisco ist übrigens wieder Quechua und heisst 'fliegender Vogel'.
Ein anderes unserer Ziele im Tal war Vicuna - der Geburtsort von Gabriela Mistral, ihres Zeichens Menschenrechtsverfechterin und einzige weibliche Literatur Nobelpreisträgerin (1949) ever. Das kleine Museum, das in ihrem Geburtshaus in Vicuna untergebracht ist, war ganz nett anzuschauen. Ich hätte ja gerne ihre Nobelpreisurkunde gesehen - die hab ich aber nirgends entdecken können :(.
Nach unserer Tour ging es für mich dann gegen Mitternacht weiter mit dem Nachtbus nach Santiago zu Sylvie und Guido, wo ich dann gegen sechs Uhr am nächsten Morgen ankommen sollte.

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